Sonntag, 29. September 2013

Schlecht für mich

"Sie passt nicht zu dir, sie gibt sich nicht mal Mühe. Sieh es doch endlich ein".
Wer glaubt schon noch den Worten seiner Exfreundinnen wenn man verliebt ist. Und das bin ich. Dennoch ist sie schlecht für mich. Aber das versteht man nicht.
In der Schule mochte sie niemand. Sie schminkte sich nicht, zog sich nie so an wie es andere taten und war höchst langweilig. Sie redete ebenfalls kaum. Jedoch war ihr leerer toter Blick immer faszinierend für mich. Nachdem die Schule vorbei war fingen wir eine Beziehung an. Nicht weil wir uns liebten, sondern weil ich mich verliebte. Das ist kein wirklicher Grund aber es reicht aus. Sie hatte nie irgendwelche Einwände. Ich fühlte mich glücklich, denn sie war gut für mich. Wenn ich jetzt aufstehe, mir nur einen kurzen Happen aus dem Kühlschrank hole und sie sehe, wird mir schlecht. Sie ist wirklich schlecht für mich.

Nun das war jedoch in den ersten Jahren dennoch nicht gleich so. Sie schminkte sich weiterhin nicht, was für mich keinesfalls ein Grund war. Sie hatte auch keine Freunde mit denen sie weggehen konnte sie hatte nur mich und ich sie. Ich sorgte mich um sie und war glücklich wenn ihr Blick mich traf. Dieser leere verständnisslose Blick den ich so liebte. Erst nach dem dritten Jahr in dem ich meine Arbeit verlor und Sozialhilfe in Anspruch nahm entwickelte sich alles anders. Sie lächelte. Und das mochte ich nicht. Sie konnte doch nicht glücklicher sein als ich, mir geht es schlecht und sie lächelt.

Die Beziehung machte mich nach der Zeit fertig, teilweise blieb ich nachts einfach weg. Und am Morgen als ich, nur um zu schlafen, ins Haus kam erwartete sie mich und war froh. Mit diesem Lächeln. Ich hasste es, es war schlecht für mich.
Bis zu dem Tag als ich nach Hause kam und ihr leerer Blick sie wieder heimsuchte. Sie lag auf dem Küchenboden reglos, leer, tot. Ich verzieh ihr und war wieder froh. In Folge dessen kümmerte ich mich wieder um sie als hätte es nie einen Punkt des Zweifelns gegeben. Wie schön sie ihren Kopf schräg auf der Tischplatte liegen hatte und einfach leer und leblos gradeausstarrte als hätte sie einen unglaublichen Orgasmus überlebt.

Selbst die Bettgeschichten liefen wieder wie früher, allein die Arbeit sie in Position zu zerren rief eine unglaubliche Geilheit in mir hervor. Ihre kalte Haut beruhigte mich im Schlaf. Ich fühlte mich immer gut, denn es ging mir besser.

Aber nach einiger Zeit war die Ästhetik ihrerseits auch eine Qual für meine Augen. Zwanghafte selbstbeigebrachte Schminkversuche die ich aus Youtube-Videos von diesen Aufmerksamkeitsfotzen sah erbrachten keinen deutlichen Erfolg. Außerdem brachte auch kein Parfüm noch etwas ihren fauligen Geruch zu überstreichen wenn ich sie durch die Räume zerrte. Also teilte ich sie auf.

Nun war sie Omnipräsent verteilt. Auf dem Sofa liegen ihre Arme und Beine die ich um mich legte wenn ich fernsah. Ihr Kopf stand auf dem Küchentisch und der restliche Torso lag im Bett. Dennoch faulte sie weiter und verweste stetig. Der Haarausfall beim waschen war zudem enorm. Dauernd den Abfluss reinigen. Ich entschloss mich ihren Kopf in den Kühlschrank zu stellen, ihren Unterleib in die Gefrierkühltruhe zu legen. Schließlich hält auch essen länger wenn man es kühlt. Ihre Arme und Beine stopfte ich in das Astloch im großen Baum hinter unseren Haus.

Aber trotz all den Vorkehrungen wurde sie schlecht, wie vergammeltes Essen.
Ich habe heute morgen den Kühlschrank geöffnet und ihre Fäulnis hat sich auf das Essen abgelegt. Sie ist schlecht für mich. Ich werde sie mit dem Essen wohl wegwerfen müssen.

"I never knew how much you meant to me. I need you and when you go go go go... I know, It never Ends". Sugar Ray behält recht. Wenn es vorbei ist werde ich mich sicher wieder verlieben können.
Ich hätte auf meine Exfreundinnen hören sollen. Sie ist zwar nicht schlecht für mich gewesen, dennoch schlecht geworden.
Die einzige Frage ist: Kommt sie nun in den Biomüll oder in den Sondermüll?

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