Meine Fahrkünste mit meinen Einkaufswagen sind einfach nicht zu toppen. So gekonnt wie ich in die Eingangstür driftete soll mir dies erstmal jemand nachmachen. Nun gut ein wenig mehr Ballance hätte dazu geführt, dass ich weniger an den Wänden hängen geblieben wäre. Aber ich kaufe schließlich zum ersten mal alleine ein.
Im ersten Gang in dem Menschen dicht gedrängt noch ihre Ware begutachteten raste ich blind durch. Ich brauch kein Brotkram oder Kekszeug. Ich will zu Wurst und Käse. Ich liebe die gezähmte Geschwindigkeit die ich bei dem ersten Gang erreiche bis zum Ende an dem ich stark abbremsen muss. Da, Käse und Wurst. Rein damit und weiter geht's.
So wendig wie ich mit meinem Wagen umgehe schafft das sicherlich niemand. Die Gänge sind glücklicherweise breit genug für meine Manöver. Durch rollen und in der vorbeirollenden Bewegung das nötigste an den Seiten greifen und bei mir einlagern.
Naja was heißt einlagern, ich werfe es einfach in mein Körbchen. Den letzten Gang kann ich nicht betreten. Ich habe wohl unbemerkt eine ganze Reihe umgeworfen. Anfängerpech.
Also preschen wir doch gleich mal zur Kasse. Klopapier und Parfüm kann ich auch an anderen Orten erwerben. Vielleicht sollte ich auch einfach mein Klopapier parfümieren und mich bei gebrauch damit einreiben (Natürlich vor der sinngemäßen Benutzung des Klopapiers).
Der Kassengang ist natürlich so eng, dass ich mit meinen Wagen kaum in einen Zug hindurchsausen kann. Womöglich ist das für Ladenflüchtige so gedacht. Dennoch kachel ich mit Tempo 20 in diese Parkbucht und bremse scharf. Die rechte Kasse stand zum Glück leer, sie sollte bald repariert werden.
Ich klettere aus dem Dachfenster und werfe meine Kaufgegenstände aufs Band, setze mich wieder auf meinen Sitz und warte wie am McDrive bis zur Zahlaktivität.
Die Kassiererin mag mich nicht. Vielleicht hätte ich sie nicht fragen sollen ob sie mir die Waren gleich in den Kofferraum meines Smarts legen kann. Scheiß Billigdiscounter, etwas ist da auch schon wieder zuviel.
Auf die Anforderung in Zukunft die dafür ausgelegten Wägen zu nehmen entgegnete ich mit der Begründung, dass daran kein Lenkrad versehen ist. Im Zuge dessen sind nicht mal Pedalen vorhanden die es ermöglichen sich durch die Gänge im Wagen sitzend sich bewegen zu können. Sicherheitsgurte sind nicht vorhanden. Weder Blinker noch Bremse. Und vor allem kein Radio.
Wenn die Polizei mich beim einkaufen in so einen Wagen sitzend anhält werde ich sicherlich mehr zahlen müssen als ich in dem Laden in einem halben Jahr ausgebe.
Und scheiß auf den Leihpreis von 1€, ich krieg ja nicht mal meine Waren in den Kofferraum gelegt.
Bequemlichkeit beim Einkaufen geht nun mal vor. Der Kunde soll sich wohl fühlen. Und nirgends fühl ich mich wohler als in meinem Auto. Auch wenn es der Wagen meiner Mutter ist und ich gar kein Auto habe. Da ich nun den Führerschein habe bin ich nicht mehr angewiesen zu laufen. Das nennt man Erwachsen sein.
"Nehmt euch ein Beispiel an den McDrive" brülle ich noch bevor ich durch die Eingangstür sause, die sich für meine Verhältnisse zu langsam öffnete.
Auf der Heimfahrt entdecke ich auf der Hauptstraße noch einige Menschen die mit den Einkaufswägen an der Ampel standen. Sie haben Paddel zur Fortbewegung. Die gab es letzte Woche wohl als Angebot. Billigkäufer überall, vermutlich auch um Sprit zu sparen und der Umwelt etwas gutes zu tun. Ich ramme den erst besten von der rechten Spur und kann im Rückspiegel noch erkennen wie sein Kopf am Bordstein aufschlägt. Die Rechnung darf ruhig der Discounter mit seinen dummen 1€-Wägen zahlen. Vielleicht gibt es ja bald Helme im Angebot. Für die Sicherheit der Kunden. Sicherheit vor mir.
Ja, der Mensch ist bequem geworden. Die Gier und der Egoismus spielt eher die Rolle bei Billigkäufen, vermute ich.
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