Dienstag, 29. Oktober 2013

Tanz der Wespe (von Dark Territory)

Ich kann sie sehen. Sie sind überall um mich herum. Schnellen Schrittes hetzen sie durch die Innenstadt, halten krampfhaft an ihren Tüten fest und pressen sie eng an ihre Leiber. Es macht den Anschein, als würden sie die Tüten beschützen wollen. Es herrscht Angst.
Ich kann sie riechen. Ein Mann mittleren Alters geht an mir vorbei. Der Geruch von Schweiß und zu viel aufgetragenem Parfüm vermischt sich und erreicht meine Nase. Ich nehme einen tiefen Atemzug und verziehe kaum merklich das Gesicht. Es riecht nach Leben.
Ich kann sie hören. Die Einkaufstüten rascheln, während sie mit schweren Schritten den nächsten Laden stürmen.
Ein kleines Kind schreit. Die Mutter brüllt zurück. Der Vater steht mit rotem Kopfe da. Es ist laut.
Angst ist unser wertvollstes Gut. Es lässt uns aufhorchen und vorsichtiger werden. Angst weckt den Mut in uns.
Menschen, die sich vor etwas fürchten, sind die gefährlichsten. Doch gleichzeitig sind sie schwächer.
Durch Angst kann man einen Menschen brechen. Er wird gefügig und du hast die Kontrolle über seinen Willen.
Du hast Macht.
Diese Macht wird dich in einen Rausch versetzen, den du niemals vergessen wirst.
Kostest du ein einziges Mal davon, wirst du diese Droge immer wieder haben wollen.
Ich kostete davon und nährte mich von diesem Tage an von der Angst des Menschen.
Jeder Angstschimmer, der in den Augen meiner Opfer glimmerte, brachte mich der Ekstase einen Schritt näher.
Wie viele Male war ich schon im Rausch dieser Droge gefangen? 30- 40 Mal?
Ich weiß es nicht. Doch ich weiß eines: Ich brauche mehr Angst, um das Gefühl der Macht wieder zu erlangen.
Und wo herrscht größere Angst, als bei einer Massenpanik?
Ich schrecke aus meinen Gedanken, als ein junger Mann mich beim Vorbeigehen anrempelt.
Die Zeit ist gekommen.
Langsam führe ich meine Hand zum Gürtel, an der meine Pistole befestigt ist und streichle sie mit meinen Fingerkuppen. Meine gute alte SIG SAUER P226. Rückstoßlader, 9 mm Kaliber und eine 12 Patronen Magazinfüllung.
Ein letztes Mal atme ich tief ein, dann löse ich meine SIG SAUER vom Gürtel und visiere das Kind an, welches noch immer schreit. Tiefe Vorfreude macht sich in mir breit und ein Schuss löst sich.
Der Knall ist laut, doch er geht in der lauten Menge unter. Der Rückschuss lässt meine Arme etwas nach oben schellen und die Patrone erreicht ihr Ziel.

Ich kann förmlich erkennen, wie sich das Geschoss einen Weg ins Zentrum des Kopfes bohrt. Sehe, wie die Haut durchtrennt wird, das darunter liegende Fleisch zerfetzt und die Patrone schlussendlich im Gehirn stecken bleibt.
Blut spritzt der Mutter ins Gesicht, als das Kind nach hinten kippt. Stocksteif bleibst sie stehen, ihre Augen leer.
Sie kann das Geschehene nicht begreifen. Des Vaters roten Kopfe weicht die Farbe. Blass wird er, seine Augen weiten sich und der Mund steht im offen.
Nun verzerrt sich das Gesicht der Mutter. Fassungslosigkeit weicht der Angst. Angst um das Kind.
Sie kniet nieder, betastet das blutende Kind, doch es regt sich nicht. Die Mutter schaut auf ihre Hände, sie sind Blutdurchtränkt. Sie schreit. Tränen laufen ihre Wange hinunter und sie umklammert den leblosen Leib des kleinen Jungen. Immer wieder ruft sie seinen Namen, doch er wird sie nicht hören können. Der Vater steht noch immer reglos daneben, er steht unter Schock.
Die Menge ist stehen geblieben, schaut sich das Schauspiel aus nächster Nähe an.
Alles ist still, noch herrscht Ruhe.
Auch sie haben noch nicht realisiert, was gerade vor sich geht.
Das gesamte Bild, welches sich mir gerade bietet, erregt mich. Ich spüre, wie sich das Blut in einer bestimmten Region bei mir sammelt und wie sich mein Hosenstall immer mehr ausfüllt.
Ich keuche vor Lust, nachdem die Mutter erneut aufschluchzte und Verzweiflung in ihren tränenverschleierten Augen schimmerte.
Das turnte mich noch mehr an, als ich es mir erhofft hatte.
Nun schien auch die Menge aus ihren Beobachtungen aufzuwachen und Panik macht sich breit.
Eine Frau, welche nur wenige Meter von der Familie steht, schreit auf und läuft panisch weg.
Es sieht aus, als würde ein Ruck durch die Menge gehen, denn plötzlich herrscht ein wildes durcheinander und Schreie bahnen sich ihren Weg an mein Ohr. Die Menge setzt sich panisch in Bewegung.
Eine Frau mittleren Alters wird zu Boden geschupst, Passanten trampeln unabsichtlich auf sie herum, keiner hilft ihr auf. Als ein riesiger Fleischklotz, der wohl eindeutig zu viele Burger in seinem Leben gesehen hat, auf ihr Gesicht tritt, verstummen ihre nicht gehörten Schreie und eine Blutlache breitet sich unter ihrem Kopfe aus.
Als ich meinen Kopf zur rechten Seite drehe, sehe ich dasselbe Bild.
Überall herrscht Panik.
Ich breite meine Arme aus und drehe mich langsam im Kreis. Ein paar Male werde ich angerempelt, doch es stört mich nicht. Ich schließe die Augen und spüre den Wind auf meiner Haut. Ich höre die Schreie, spüre die panischen Bewegungen und kann die Angst beinahe schmecken.
Die Lust breitet sich überall in meinen Körper aus, die Macht umhüllt mich.
Ich verdrehe genüsslich die Augen, als ich komme und sich das warme Sperma in meiner Hose breit macht.

Ungesehen entferne ich mich und ein Grinsen legt sich auf mein Gesicht.
Niemand achtet auf mich, da sie alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.
Egoismus gepaart mit Angst, war des Rätsels Lösung. Das war die Formel für alles. So erschafft man das perfekte Chaos. Und es wird sicherlich nicht das letzte Chaos gewesen sein.
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Eine gute Geschichte hat keinen Anfang und auch kein Ende. Genährt wird sie durch die Fantasie des Lesers. Ist die Fantasie grenzenlos, so hat auch die Geschichte keine Grenzen. ~ Dark Territory

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