Dr. Phillips meint nun ich solle zu Gunsten der Therapie meinen ehemaligen Schulkollegen Martin aufsuchen. Er ist mein erstes Opfer gewesen, der erste an dem ich das quälen liebte. Wegen ihm begann geradezu meine Lust, meine maskuline Stärke und mein bösewirkendes Aussehen dafür zu nutzen, Angst und Schrecken unter den zarten zu verbreiten.
"Es wird ihnen helfen, ihre Aggressionen und Depressionen zu vertilgen, mit dem Menschen Frieden zu schließen dem sie das kindliche Leben vermutlich zur Hölle machten".
Ich denke da behält er Recht, ein gutes Gewissen ist die Vorraussetzung. Schließlich heirate ich in 6 Tagen Angelika, meine Hauptschulliebe. Die schönste von allen auf der ganzen Schule. All meine Konkurrenten hatten keine Chance, und werden sie auch nicht haben. Schließlich habe ich sie umgebracht. Jedoch zweifel ich an Dr. Phillips Meinung, Angelika würde mich aus Angst heiraten. Zwar habe ich ihr gedroht vor meinem Gefängnisaufenthaltes, aber da sie weiß, dass ich sie nicht umbringe solange sie mich liebt, wird sie mich auch lieben. Ich hoffe es für sie.
Martin war dieser auffällige kleine Streber, mit dem strohigen Haar und der Brille. Seine Statur wirkte immer wie ein nie wachsendes Baby. Kurze Arme, kurze Beine und dürr wie ein Stock.
Ich erinnere mich noch an die Geburtstagsparty von Lisa, bei der ich in den Pool ihres Vaters schiss. Die Schwimmwurst ließ ich Martin essen. Er bekam den Ärger als er daraufhin in das Wasser kotzte. Eine Suppe aus Schokolade und Cornflakes direkt auf dem Wasser. Es war Kunst aus seinem Mund.
Ebenso unsere ersten Disconächte, in denen ich Martin jedesmal in die Toilette tunkte bis er das Urinal sauber leckte. Ich mochte ihn irgendwie, er wehrte sich niemals sondern gab sich dem hin.
Selbst beim Ausflug ins Schullandheim hatten wir einige Fäkalspäße für Martin übrig. Wir schissen in sein Bett, putzten seine Zähne mit einer Klobürste, pissten in seine Thermoskanne und tauchten ihn in Kuhscheiße als die Lehrer weit genug vorran gingen. Martin hatte bei uns verschissen. Ich schätze aus ihn muss nun ein harter Kerl geworden sein. Ich empfinde leichte Reue ihm gegenüber, aber es war lustig.
Mühlstraße 45
Das Haus in dem er zu wohnen scheint, sieht ziemlich Omahaft aus. Alles ist so, kitschig und voller Katzen. So viele Katzen, ich habe bei 10 aufgehört zu zählen. Und glaubt mir, ich kann bis mindestens 36 zählen nur um das zu verdeutlichen. Grob heißt nämlich nicht dumm.
Ich spielte mit dem Gedanken den Scheißhaufen auf den Wegrand mitzunehmen, ließ den Gedanken jedoch schnell fallen. Schließlich tue ich das alles für meine Hochzeit. Ich bin ja auch erwachsen, und Erwachsene spielen nicht mehr mit Scheiße. Ich wünsche mir gerade wieder jung zu sein. Scheisse anzünden. Das wäre mir jetzt lieber als diese Auseinandersetzung.
So abwesend wie ich war merkte ich nicht, dass mein Finger die Klingel betätigt, schon mehr als 27 Sekunden. Die Tür öffnet sich und ein kleiner Junge mit einer Fischaugenbrille schaut mich von unten gelassen an. "Entschuldige kleiner, ist dein Vater zu Hause?"
"Der ist tot".
Wie einfach so gestorben? Er schafft es ein Kind zu zeugen mit seinem mageren Körperbau und stirbt dann? Wahrscheinlich ist er bei seiner ersten Ejakulation zusammengebrochen und seine Freundin hatte Mitleid und beließ es dabei schwanger zu sein.
"Martin ist also tot" säusele ich etwas kalt.
"Nein, Martin bin ich. Bist du das Sebastian?" sprach der Fingerhut vor mir.
"Ja lass mal rein kommen, ich hoffe du hast was zu fressen da sonst gibt's was".
Ich schubse den kleinen beiseite und setze mich gleich an einen Tisch, der wirklich schön hergerichtet war. So schaffte es nicht mal meine Mutter. Präzise lieb und simpel aber klassisch. Ich fühle mich kurz wie ein Kind das nach Essen ruft. Ich rufe nach Essen. Martin aber setzt sich nur dazu und starrt mich emotionslos an.
"Magst du was essen?". Er fragt mich nach dem ich danach rufe? Geistesabwensender Zwerg. Ich beruhige mich ein wenig in dem ich ein wenig die Tischdecke zerreiße.
Er ist wirklich nett, dafür dass ich wohl sein ärgster Feind war.
Martin kocht nun eine Suppe, ich rieche und erahne eine Knödelsuppe. Man, ich liebe Knödelsuppe seit ich aus dem Knast raus bin. Davor liebte ich nur alles gegrillte.
"Hier bitte" sagt Martin und stellte mir einen Teller mit sehr wohlriechender Suppe hin. Ich nahm den Teller in beide Hände und schlang alles herunter. "Mehr". Bekam ich. Toller Kerl, wie ein Haustier auf Knopfdruck. Ich überlege einen Moment ihn einfach in meine Bude zu stellen.
Nach dem dritten Teller exte ich den gesamten Topf und schluckte alles grobe in kurzen Zügen herunter. Mir wird leicht schlecht. Also ging ich eine Treppe nach oben und entdeckte ein Schlafgemach. Geil, es hat sogar eine Decke. "Weck mich nach dem ich aufgewacht bin kleiner" rief ich Martin nach unten, fiel ins Bett und schlief ein.
Mit einem mauen Gefühl kotzte ich auf meine Klamotten die ich danach auszog. Es war schwer zu laufen, alles drehte sich. Wahrscheinlich zu gut geschlafen. Ich ging, wie Gott mich schuf, herunter in die Küche und knallte meine Kotzwäsche Martin vor die Füße. Er hat sich Cornflakes gemacht, mit Schokostückchen. Mjammjam. Während er die Wäsche wortlos wegträgt, verspeise ich sein Frühstück. Er wird schon nicht von den Rippen fallen.
"Schön dass es dir schmeckt" sagt er, "Wenn du mal das Futter im Gefängnis Jahrelang gewohnt bist würde dir sogar Scheiße schmecken. Aber das würde ja dir besonders nichts ausmachen was mein Freund?". Er lächelt mich einfach nur an. Ich glaube er unterdrückt die Erinnerung. Ja, er hat wohl psychisch darunter gelitten die arme Maus.
Mein Magen rebellierte jedoch immer mehr, sodass ich Krämpfe bekam und bewusstlos wurde.
Soweit zu meiner Erinnerung von gestern. Jetzt liege ich gelähmt im Bett. Mir geht es beschissen. Aber Martin kümmert sich um mich wie eine alte Ehefrau um ihren im sterben liegenden Bett. Er ist mir nie böse gewesen scheint es mir. Jedoch bekomme ich ekel auf Essen, dabei liebte ich doch essen. "Hier noch ein paar Spezial-Cornflakes, du musst was essen sonst wirst du noch kränker Sebastian". "Nein!". Ich schlag ihm die Schüssel aus der Hand. "Ich hole dir neue und wenn du dich noch mal wehrst, dann schmeiße ich dich raus". Wow, was für ein ernster Ton. Der kleine hat was gelernt. Ich halt also brav meine Schüssel in der Hand während Martin unten Nachschub holte. Allerdings kommt er mit dem Katzenklo nach oben. Muss wohl ein Multitasking-Mensch sein. Katzenklo säubern und Essen holen. Er nimmt mir die Schüssel, schüttet die Flakes rein, dann stellt er die schüssel auf dem Boden und kurze Zeit später legt er sie in meine Hand. Dann schiebt er das Katzenklo beiseite. Ich würge das Essen schnell herunter als mir mein Gehirn eine Gleichung aufgibt. Wo hat er diese Fleischbröckchen in den Cornflakes her, die ich anfangs für schokolade hielt?
"Du, du hast nicht zufällig vor dich bei mir zu rächen oder Martin? Ich meine, für all das was ich dir antat. Oder?". So kenn ich mich gar nicht, ich stammel, das bin doch nicht ich. Verwirrt schlag ich Martin halbkräftig in die Fresse ohne einen Grund zu nennen. "Wofür soll ich mich denn rächen Basti? Ich weiß doch, dass gerade Rache eine Gegenrache hervorbringt. Es wäre ein Krieg und das will ich nicht"
Versteh ich nicht. Ich schlug ihn ratlos nochmal in die Fresse. Und dann noch mal weil ich nicht verstand warum ich ihn jedesmal schlage weil ich etwas nicht verstehe.
"Ich dachte nur einen Moment, du hättest mir gerade Scheiße in die Cornflakes gelegt. Das wäre aber schon krank nicht?"
"Nein Sebastian..." ich war beruhigt nach diesen Worten, "...das ist nicht krank. Natürlich habe ich dir Scheiße verabreicht. Ich ernähre mich seit Jahren davon." Ich will ihm in die Fresse schlagen, aber er zog Reflexartig seine Hand hervor und bändigte meine Faust mit einer ungewöhnlichen Kraft.
"Scheiße ist ökologisch, natürlich enthält sie viele Bakterien die einen krank machen, aber gewöhnt sich der Körper erstmal daran, wird er stärker. Er wird immun und kräftigt sich, verstehst du?"
Krank, der kann meine Faust halten. Egal was er gerade gesagt hat, der muss trainiert haben.
"Die Knödelsuppe war ebenfalls mit Scheiße angereichert. Nur falls du fragst. Und erst wenn du dich daran gewöhnt hast wirst du wieder gesund. Solange lasse ich dich hier". Er lässt meine Hand los, und geht wieder. Dieser kleine Spitzbub, beinahe dachte ich schon er wolle mich reinlegen.
Mir geht es geistig besser, irgendwie beginne ich gerade Martin zu mögen. Ich will wissen wie er trainiert. Dieser dürre Kerl steckt voller Wunder.
Ich werde ihn zu meiner Hochzeit einladen. Ich bin sogar der Meinung, er solle gerade zum Zeichen unserer Freundschaft eine große Torte bringen. Eine Schokoladentorte!
Ja das wird er tun. Mein kleines Knopfdruckhündchen. Endlich habe ich mal einen Freund der sich um mich kümmert. Wenn wir geheiratet haben, darf er bei uns wohnen, solange er unser Diener ist.
Aber erst einmal muss es mir besser gehen. Bald werde ich heiraten, und irgendwie schmeckt das Essen beschissener als das Essen im Knast.
Martin biegt das schon hin, das Scheißerchen.
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