Montag, 9. Dezember 2013

Aus der Erzählung des Wildschweins

Marie hat so schöne Narben. Jeder spricht sie darauf an. Im Sommer schimmern die frischen Stellen zwischen der Hellen Haut im Licht als würde Glitzer in den blutverkrusteten Schlitzen darauf tanzen.
Seltsam, ich bekomme Gänsehaut wenn ich daran denke den Glitzer herauskratzen zu wollen.
Ich selbst habe leider noch keine Narben. Dafür bin ich noch zu jung, so sagen es die anderen. Meine Narben muss ich mir erst verdienen.

Samantha hat eine Klasse übersprungen. Sie hat sich zu ihren 14. Geburtstag vergewaltigen lassen. Ihre Eltern konnten gar nicht abwarten, dass sie sich ihre ersten Narben zufügte und zeigten ihr Dokumentationen in denen Menschen sich die Haut von den Armen schnitten und diese aßen. Doch Samanthas Narben sehen nicht so schmerzhaft aus wie die von Marie. Eher wie Gewohnheitsschnitte.
Das ist ähnlich den Tätowierungen die unsere Eltern und deren Freunde haben. Ein lapidares Bild von irgendwas das einfach auf der Haut thront. Mein Vater erzählte mir, dass er damals ein Mädchen wie Marie sofort geheiratet hätte aufgrund der Narben. Meine Mutter hat nur 2 Narben und die geschahen durch einen Unfall. Dafür gab es keine Anerkennung. Unfälle geschehen jedem.

Vor 2 Wochen stand ich mal ganz vorne in der Schlange, die sich zu Marie hinzog. Ich fragte sie ganz dezent, wie es sich anfühlt, wenn die Narben geschehen. Marie war ganz erfreut auf die Frage, so schien es mir zumindest.
Sie sprach von einem Hauch des Todes, geparrt mit Angst und Sehnsucht. Aufregend und beängstigend zu gleich. Jedenfalls sehr interessant.
Marie hat wirklich Glück, dass ihre Eltern ihr schon erlauben sich Narben zuzufügen. Meine scheinen mich nicht genug zu mögen. Sie sagen, dass irgendwann die richtige Zeit dafür gekommen ist. Irgendwann ist aber scheiße. Ich will jetzt gezeichnet vom Leben sein. Aber ich darf ja nicht mal Abends raus. Und einen Freund finde ich auch nicht, solange ich keine Narben habe.

Abends beim Essen, schnitten meine Eltern kurz vor dem Servieren den Unterarm von Denise, meiner Schwester, an um das Essen mit dem Blut unserer Familie zu segnen. Denise begann den Fehler sich selbst zu schneiden ohne ein Erlebnis zu haben. Weder starb eine enge Beziehungsperson von ihr, noch hatte sie Schulstress oder familiären. Sie wollte wie ich einfach auch mal beachtet werden. Aber Selbstschneider müssen 10 Jahre lang daheim bleiben und sollen 1 mal im Monat ihr Blut dem Essen wiedergeben, dass allesamt verspeisen. Ihr Blut schmeckt mir aber uninteressant.
Ich würd gern wissen ob meines interessanter schmeckt. Aber ich bin die letzte Hoffnung meiner Eltern und darf nicht auf den Wegen meiner Schwester wandeln. Ich muss mir die Narben erst verdienen.

In der Nach konnte ich nicht schlafen. Wieder ein Traum bei dem mir ein Killer nur knapp die Kehle aufschnitt ich mich aber befreien konnte und das Blut an mir herunter laufen sah. Ein Traum im Wachzustand. Wo sind die Killer wenn man sie braucht? Draußen sind die Straßen leer. Niemand geht mehr raus. Nicht aus Angst, sondern rein aus Faulheit.
In der Küche fand ich das alte Brotmesser, während ich mir eine Currywurst in der Microwelle warm machte.
Gerade denke ich an Omas Geschichten von ihrer Zeit. Zu den Anfängen der Narben. Als die Menschen noch Probleme hatten und sich für alles was sie nicht regeln konnten sich Narben zufügen konnten ohne Anerkennung oder aber Bestrafung zu erleiden. Ich war Omas Pokémon. Sie piercte meine Lippen, den Bauchnabel und die Augenbrauen als ich 10 wurde. Kurz danach gab es Piercingkabinen für 10€. Gleich neben den Fotokabinen aus den 90ern die kaum einer mehr nutzt. Mir gefallen diese Kabinen irgendwie.

Mir fiel kaum auf, dass ich die Currywurst stehen ließ und mit dem Brotmesser in meinem Zimmer stand. Ich schaute zum Fenster hinaus, sah den Mond hellerleuchtet. Ebenso fühlte ich eine beängstigende kitzelige Berührung auf meinem Arm.
Blut, eine winzige Blutspur. Hervorgerufen von dem Messer, das ebenfalls etwas Blut an seinen Kanten hatte. Ich habe mich wohl unbemerkt geschnitten, und das nicht gerade tief. Dennoch klafft eine Rinne in meiner Haut die der einer Wurst ähnelt.
Ich fühle befriedigende Angst, mein Atem ist hörbar wie das rascheln der Mäuse auf dem Dachboden. Ich will mehr.

Um von meinen Eltern nicht erwischt zu werden, stieg ich in meinen Kleiderschrank und verschloss die Türen von innen. Vielleicht hätte ich ein Licht mitnehmen sollen, doch wozu. Was ich nicht sehe ist auch nicht zum fürchten. Ich spürte den leichten Druck, mit dem ich die Klinge des Messers an mein Arm  drückte und zog sie rasch in eine Richtung die von mir weg zeigte. Kurzes Flimmern vor den Augen, ein zucken und dann Wärme und das kitzelige Gefühl. Es ist schön. Ich mag das.
Ich schnitt wieder eine weitere Kerbe, nachdem das Gefühl verschwand. Das könnte ich die ganze Nacht machen, wobei ich mich schon schläfrig fühle aber auch zu schwach für das Bett.

Ein warmer Hauch gleitete um meinen Hals, als würde eine fremde Person hinter mir sitzen und mich gleich an sie reißen. Ich werde hoffentlich vergewaltigt, dann sind die Narben sogar berechtigt. Ich zog das Messer schnell über meine Handfläche und streckte sie nach hinten zu der Schrankwand, die jedoch kaum auffindbar war. Mein Puls beschleunigte sich, als eine warme weiche feuchte Masse sich um meine Hand schwang und wie ein Tentakel mit Pümpel an ihr saugte. Ich bezweifel, dass ein Vergewaltigung durch ein Monster nicht etwas unglaublich ist, aber es ist mir egal. Ich zog die Hand weg von dieser Masse und beugte mich nach vorne. Ein Schnauben war spürbar jedoch nicht hörbar.
Dann fuhr etwas blitzschnell durch meinen Rücken. Das müssen mindestens 5 Klingen gewesen sein.

Warmes pumpendes Blut trat aus meinen Rücken hervor, ich spürte deutlich, wie es langsam zu meinem Arsch floss. Ich zog meine Unterlippe hervor und mit einem Rutsch teilte ich sie mit dem Messer in zwei hälften. Mein Blut schmeckt köstlich. Ich schlief ein.

Nachdem ich erwachte, war ich bewegungslos. Gar starr stand ich in einem Wald der kein Gras und kein Moos hatte. Kahle menschenfarbene Bäume um mich herum. Und ich war einer von ihnen.
Ein Kodiakbär tapste auf mich zu, mit einem teilweise genervten Blick. Er schmiegte sich um meinen Stamm, vergewaltigte mich quasi. Dann wetzte er seine Krallen in mein Holz und verpasste ihn wundervolle Narben. Ich denke zurück, und wünschte mir ein Mensch zu sein, um mir selbst Narben zuzufügen ohne auf einen Bär zu warten. Sonnenstrahlen schädigen meine Haut, deren Rinde längst nicht mehr nachwächst. Nur der Mond gibt mir noch Kraft zum hoffen. Der Mond und seine Krater, die wie Runde Narben aussehen.

Ich wünschte ich wäre der Mond. Ich wäre berühmt und jeder würde mich beachten.

Samstag, 7. Dezember 2013

Muffeliger Knastboy

Nun ist Jacky bisher der erste und auch einzige des Trends, den wir ins Leben gerufen haben. Zeitweise saß er aufgrund von perversionistischer Veröffentlichung dieser im Knast.
Jedoch hole ich aus um das zu erklären.

Jacky und ich, beide mit Tätowierungen und Piercings gut genährt, saßen am Dienstag nachmittags wie jeden Wochentag außerhalb des Wochenendes angetrunken am Markplatz.
Wir schmiedeten Theorien über die an uns vorbeilaufenden Trends. Die Klamottenfarben, Formen, die Art der Modifikationen des Körpers sowie auch die Sprachweise.
Während ich der Theoretiker bin, ist Jacky die Dampfwalze. Das heißt, setzt er sich was in den Kopf denkt er nicht drüber nach sondern erledigt das bzw. lässt es erledigen. Somit hat er auch keine Fingernägel mehr sondern Spikes an den Fingerspitzen.
Ein einziger Trieb deren Idee an einem Dienstagabend entstand und am Freitag erledigt wurde.
Der einzige der dazu fähig war, bin ich. Ich kenne Jackys Verträglichkeit und kann ebenso medizinisches Wissen beweisen wenn es um schwierige Möglichkeiten geht.

Nun, wir saßen mal wieder dort wie schon erwähnt. Und sahen die 16jährigen mit ihren ersten Tätowierungen und lachten sie aus. Warum wissen wir nicht. Jedoch war der standardkram den sie sich überall hinwünschten ein Graus. Manche nannten wir Kopien, da sie selbige Symbolik an gleicher Stelle wie jemand anders hatten. Zwischen: Kreuzen, Schleifen, Tribals, Personenbilder und Daten immer das gleiche gekritzelte Zeugs.
Jacky meinte jedoch in einen Moment: "Haut ist ja schön und gut, aber es muss doch noch tiefer gehen". In meinem Rausch sagte ich lachend zu ihn "ich hab noch ein Graviergerät mit dem ich das Besteck meiner Eltern verzierte. Damit könnte ich dir ja Muster in die Haut gravieren".
Jacky jedoch lachte nicht. Er hatte diesen Auja-Blick. Ich weiß genau, hat er ihn, wird er ihn gegen mich einsetzen. Und das tat er auch.

Am folgenden Donnerstag kam er mit einer Menge Alkohol und Betäubungsmitteln in mein Studio. Ich, der Tätowierer seines Vertrauens, dessen unterernährte Bude als Studio dient dachte er würde bis jetzt diese Idee noch überdenken. Doch er platzte mit einem Plan in mein Eigen, dem ich nur abweisen konnte. Leider ist Alkohol meine Schwäche, und je mehr er einschank desto mehr folgte ich seinen Worten.
Bis ich nur noch weiß wie wir morgens aufeinander aufwachten. Alles lag verteilt auf dem Boden während sein Kopf komplett verbunden war bis auf das Gesicht. Jedoch war er putzmunter. Ich hatte indessen Albträume, ich sah wie ich mich an seinen Kopf vergriff.
Jacky ging nach einiger Zeit und ich räumte auf, eröffnete den Laden und wartete vergeblich auf die Kunden. Schließlich ist heutzutage schon jeder soweit Tätowiert das kaum noch jemand gestochen werden müsste, außer um die letzten Hautpartikel noch zu füllen.
Ich klickte auf meinem Smartphone herum. Ich suchte Social-Sites auf, die ich als App installierte. Bei einer wollte ich einen der berüchtigten mehrdeutigen Bilder posten, die jeder macht und von denen ich noch einige auf dem Handy habe.
Jedoch fand ich in meinem Bilderordner Fotos, die mir unbekannt waren. Bilder von einem blutigen Schädel, dessen Kopfhaut einfach nach hinten geklappt waren. Dann ein Bild vom gleichen bei dem jemand "Treib mir den Teufel aus" sowie "Nur der Tod kann mich retten" in den Schädel graviert hat.
Und dann ein Bild, von mir, neben dieser Person die Jacky ganz gewaltig ähnlich sah und dessen Kopfhaut fehlte grinsend mit roten Augen als Selfie.
Einen Moment wurde mir schlecht, dann klingelte mein Handy. Es war Jacky total euphorisch:
"Alter, ich war grad duschen. Beim Haare waschen klappte einfach mein Skalp nach hinten und ich spürte dein Kunstwerk! Saugeil Alter ich muss Schlus machen".

Sind wir zu weit gegangen? Ich weiß es nicht. Kurz darauf wollte ich Jacky treffen, jedoch waren auf dem Weg zum Markplatz bereits Personen am schreien. Was für sensibelchen. Eine Menge zwischen Kotze und verstörter Gesichter und mittendrin: Jacky der stetig an seinen Haaren zieht und seine Kopfhaut abzieht und die Gravuren präsentiert die sich auf seinen Schädel befinden.
Was besonders ist, er hat sie sogar mit Edding nachgezogen damit sie erkenntlich sind. Mit einem roten. Weiß er nicht, dass dies eventuell giftig wirkt, wenn er seine Kopfhaut wieder drauf setzt?

Ich nahm ihn an den Arm bevor die Polizei kam und schleifte ihn halbwegs verschlafen in einen 1€-Shop und kaufte Tacker sowie Nadel und Faden. Dann gingen wir zum McDonalds, auf die Toilette aber nicht um zu scheißen sondern zum modifizieren seiner Modifikation. Ich tackerte seine Halbwegs gezerrte Kopfhaut sicherer an die gefestigten Zonen und verarztete sie mit Nadel und Faden. Da er sowieso kurze Haare neben seinen Irokesen-Schnitt besaß gaben die Farben des Fadens einen besonderen Touch. Ihm gefiel das sehr, doch machte er sich sorgen um das Eitern sowie die Gerinnung des Blutes.
Ich schlug vor, eine Art Plexiglas an den Stellen einzurichten, das wir an seinen Schädel schraubten damit er nicht mehr die Leute mit Skalpieren schockieren musste. Er willigte ein. Doch schon beim Treppenabgang wartete die Polizei die ihn einkassierte.

Seitdem saß er mehrere Tage in einer Zelle und musste sich auf seine geistige Gesundheit überprüfen lassen. Da er im Prinzip jedoch nie Zurechnugsfähig war, ist er im nüchternen Zustand zu gar nichts zu gebrauchen. Meinen Laden musste ich erstmal aufgeben.
Jetzt redet jeder über Jacky, doch die Plexiglasidee wurde nie ausgeführt. Er skalpiert sich nun im Fernsehen während Leute darüber diskutieren, wie sich die Kopfhaut infiziert und langsam abfault.
Vermutlich muss ihn bald die gesamte Kopfhaut abgenommen werden und eine Neue kopfdecke transplantiert werden.

Gerade rief Jacky wieder an. Er will sich Löcher in den Schädel bohren lassen um auch sein Hirn präsentieren. Und in den Schädel soll das Plexiglas installiert werden.
Es ist Dienstag, also habe ich bis Freitag Zeit die Utensilien zu besorgen und medizinische Möglichkeiten in Erfahrungen zu bringen um das ganze ohne große Risiken zu erledigen.

Bleivergiftung

Tentakel einer silbrigen Schlange wuchsen aus ihrer Augenhöhle während sie kein Anzeichen einer freilebenden Henne von sich gab.
Mein Stottern hinderte auch nichts daran, und so klebte sie sich in das Abflussrohr des Ofens für immer. Soll ich wohl allein mit meinen dreigleisigen Kunstbeinen den Lift verbiegen. Ein schönes Schlamassel geformt in der Schale Handabdrucks meiner Nase. Ein Waschbecken schmolz, eine Straße flog davon. Keine Orientierung für den Dämon der Einkaufswagen!
Wir reiten zu zweit untereinander bis sie ihre Mooslandschaft aufgegessen hatte und gleiten dann auf einem teuren Mahagoniteppich gen Vergangenheit.
Ein Moment der Stille, ein Rauschen, dann ein Piepsen.
Der Bleistift steckt für immer in meinem Hirn, selbst wenn ich kläglich versuche mit der Schaufel an meinem Arm durch meinen Mund heranzukommen, so bleibt er doch ein Röntgenbild zum Schmunzeln für das Internetportal der Waschbären.

Sandwich-Zeit

"Du bist toll, wirklich! Ich hätte nie gedacht so eine wundervolle Person kennenzulernen"
Ich höre deutlich einen Zweifel in der eigenen Aussage von ihr.
"Ehrlich, ich wünschte ich hätte dich schon früher gekannt!"
Wenn sie so brüllt, werde ich meine Meinung nicht ändern.
"Bitte, ich will nicht...."
Sie will nicht? Alles um was ich sie gebeten habe war einmal in ihren verdammt oberflächlichen Leben nett zu mir zu sein. Einmal, nur dieses mal in meine Augen. Aber nicht mal das kriegt sie fertig. Nur weil ich nicht ihren Ideal entspreche.
"Ich kann nicht mehr"
Heult sie? Das ist keine Reue, das ist Verzweiflung. Total unerotisch. Auch wenn sie keinen Sex mit mir je praktizieren würde, genau jetzt widert sie mich mehr an. Da nützen auch die plastischen Operationen nichts. Das ist einfach hässlich.
"Was hast du vor?"
Ich mach mir jetzt ein Scheiß Sandwich, was für eine dumme Frage! Hat sie denn ihre letzten Gehirnzellen auch noch verloren als ich sie gebeugt über das Kreissägeblatt in der Holzverarbeitungsmaschine spannte?
"Tu das nicht bitte!"
Schon wieder brüllt sie. Herrgott, genauso wie die Mütter die vergeblich versuchten mir Benehmen beizubringen.

Sanft fügt sich jedoch der schrille Schrei und das Geräusch des Kreisenden Blattes, als ich auf den Startknopf drückte. Später werde ich sie dann falten, spannen und ihre Haut zu einem besonderen Papier verarbeiten. Dann tätowiere ich darauf das Wort "obtutus" und verkaufe es.

Gegen den Regen lehnen

Eingeschlagene Möwen vom Fenster kratzen, ihr Blut mit Reinigungsmittel mischen und es an den Scheiben so verteilen, dass eine klare Durchsicht ermöglicht wird. Toller Zeitvertreib. Ich bin mir sicher, dass an diesem Konferenzraum schon 20 Möwen starben. Blicke ich zurück, sehe das Ufer nahe dem Strand am Hochhaus, erblicke ich salzluftschnuppernde Bonzen in Anzügen. Wäre ich Möwe, so würde ich eher die Champagnerspaziergänger einscheißen als vom Blut meiner Verwandten, das seicht am Fenster verteilt gemischt angelockt zu werden um wie sie zu enden.
Steckengebliebene Schnäbel stecke ich ein, ich sammel sie schon länger als ich sonstige Leidenschaften je ausleben kann.
Herr Hansen tritt ein, würdigt mir jedoch kaum eines Blickes. Ich bin eine Selbstverständlichkeit, abgetrennt von Glas. An der Grenze der Schichten von Verdienst und Hungerlohn. Ich hasse seine Krawatte, sie bedeutet Wochenende. Wochenende am Mittwoch.
Seine Sekretärin Marie, früher nannte ich sie Susi, tritt ein. Sie ist das einzig schöne in diesem Stockwerk. Ebenso wie Hansen besitzt sie ihren Namen nur, weil die Namen ihren Charakter für mich repräsentieren. Ich kenne sie nicht persönlich, werde es wohl auch nie.
Nunja, gleich werden die Jalousien sich schließen und beide werden zu ihren geschäftlichen Mittwochsdiensten greifen. Der übliche Wochenendfick, bevor er wieder seinen Helikopter nimmt und seine Kinder besucht. Einst hinterließ ich ein Spiegelverkehrtes "Flieh" geschmiert in der Scheibe um ihr eine Hoffnung, einen Wink zu geben. Doch der Regen hier war nie mein Freund.
Tropfen, die mir in den Nacken wehen und unter meinem Hemd den Rücken herunterstreifen.

Noch lässt er auf sich warten, der Sauerwassergeladene Flüssigkeitssprüher des Novembers. Heute soll es stürmen, doch mit gesicherten Gurten lasse ich mich nicht abhalten.
Nur noch 2 Hochsicherheitsgläser und ich bin bereit für meine Kündigung. Ein Knopfdruck und meine Gondel bewegt sich nach unten, zu den Robotersklaven in ihren Kabinen des Büros.
Hier sitzen halbe Hemden, geschmierte Frisuren und PC-Beziehungen. Ab und an tauscht man ihre Stellungen und neue Personen finden einen neuen Platz hier. Ob sie gefeuert oder einfach ausgetauscht und gewechselt werden ist mir nicht bewusst. Jedoch ist das Blut des letzten Kerls teilweise immer noch an der Innenseite der Scheibe zu sehen. Ein ziemlich junger Kerl, der sich von einem zum nächsten Moment die Hand an den Schreibtisch getackert hat als der Sicherheitsdienst seinen Schreibtisch leeren wollten. Er lebte wohl für seinen Tisch. Ich vermute daheim wartete nichts für ihn, keine Frau keine Kinder kein Leben. Ich hätte ihn einen Schnabel geschenkt. Einen von den 20 in meiner Tasche, zwischen den Putzmitteln.

Es tröpfelt auf die Scheiben, der Sturm zieht auf. Ich drehe das Volumen auf, mein MP3-Player war die teuerste Investition in diesem Jahr. 49€ Sonderangebot. Und ich besitze nur diese drei Lieder, von denen eines nur die Testmelodie des MP3-Players ist. Das zweite ist für besondere Notfälle. Weshalb ich das dritte während der Arbeit auf Repeat laufen lasse.
Das Lied ist von Hagalaz´ Runedance und heißt "On Wings of Rapture". Je stärker der Wind desto öfter erwische ich mich wie ich die Augen schließe und mich als fliegenden Adler vorstelle. "Dragon fly, Dragon fly. Through my eyes to the soul so old, from where?".

Meine Augen öffnen sich, vom inzwischen peitschenden Regenschauer im Nacken. Federn schweben an mir vorbei im Takt des Windes. Taktlos, aber ästhetisch. Eine Taube wollte Möwenreste lecken und endete wie seine Flugverwandten. Ich fahre die Gondel zu der feststeckenden Taube die wild kämpft in einem Tempo eines analogen Kampfdroiden.
"Dragon fly. Dragon fly. Spirit so young, filled with dreams and hopes... Never grow old"
Ich komme nicht bis ganz nach oben, die Winden haben sich verhedert am Flaschenzug des Fahrgestells.
Taube, bleib ruhig. Ich schnalle mich vom Sicherheitsgurt ab und Trete auf die Sicherheitsbrüstung, ramme jedoch mit der Schulter gegen das Glas, da ein Windzug mich beinahe den Taxiständen weit unten entgegengebracht hätte. Die Jalousien öffnen sich, doch mein Blick gilt der Taube die ich nur auf Zehenspitzen am Körper erreiche und mit einem sanften Ruck sie befreie. Ballancierend auf dem Geländer halte ich sie in meinen Armen und entdecke in Zeitlupe die Blicke von Herrn Hansen und Marie, nackt in einem römischen Kostüm. Er, der fette Cäsar und sie eine römische Soldatin starren mit Wichspuppengesichtern, das heißt offenen Mund und offenen Augen erstarrt in meines.
Ich arbeite doch seit Jahren hier, ihr kennt mich, manchmal hättet ihr mir winken können ihr Einwohner. Ich wollte doch nur dem Tier hier helfen. Ihm seinen Schnabel entnehmen. Es wäre der erste Taubenschnabel in meiner Tasche.
Ich schaue zur Taube die ebenfalls in einer Zeitlupenartigen Bewegung den beiden Personen innerhalb des Raumes winkt. Und dann.....
Dreht sich mein Blick ungewollt um 60 Grad gegen den Uhrzeigersinn nach oben. Ich sehe meine Gondel an mir vorbeifahren und überhole Regentropfen.

Die Augen der Taube wirken, wie alle Augen von Flugtieren panisch schaut man ihnen ins Gesicht. Ich halte sie jedoch fest und behüte sie um sie zu beruhigen. Ebenso versuche ich eine vertikale Position zu erhalten, bleibe jedoch in der Horizontalen. Die Regentropfen die auf meinen Rücken kleben bleiben, entweichen meiner Haut und schweben von mir davon. Als wäre der Himmel vor mir ein Staubsauger.
Ich glaube, nein, ich bin mir sicher gerade zu kündigen. Fick dich Job, fick dich Hansen, fick dich Chef. Die Taube wird mein neuer Freund in der nächsten Zeit. Ihre Krallen bohren sich so wundervoll leidenschaftlich in meine Brust während, das Geräusch der Straße unter mir lauter wird.
Warum so eine Panik, Taube? Ich nenne dich Drago. Hallo Drago, beruhige dich. Wir sind jetzt Freunde. Du darfst deinen Schnabel behalten. Wenn wir am Boden sind, dann sind wir sicher. Und wenn du dich unsicher fühlst, darfst du auch gern in dein Zuhause zurückkehren, in die Luft.

Erinnerungen von früher wollen sich vor meinen Augen bilden. Aber ich lausche dem letzten Vers des Liedes als mein Rücken den Kopf eines Kindes so wie die Brüste einer vermutlichen Mutter erschlägt und ich dem Boden nahe bin. So schlimm ist das gar nicht, man spürt im letzten Moment nichts mehr. Vermutlich sind all die Empfindungen mit dem Brechen der Wirbelsäule verschwunden.
Ich will dem netten Herrn der in der Nähe von mir gebeugt über mir steht Hallo sagen, doch spucke mich mit einem Blutregengemisch voll. Dabei entdecke ich, dass die Taube meinem vorherigen festen Griff entfliehen konnte und mir davon flattert.
"Dragon fly, Dragon fly! Broken Wings chained until the end. Beauty that will die"

(Bericht aus der Tageszeitung:)
Der mutmaßliche Taubenfänger vom Hochhaus an der 27sten entpuppte sich als Putzkraft für die Außenreinigung. Die abgerissenen Schnäbel in seiner Tasche die gefunden wurden stammen von bereits verstorbenen Tieren. Es ist jedoch noch unklar ob Tieraktivisten ihn vom Dach stießen, während er sich einer Taube widmete.
Die Tierschützer, die auf ihn eintraten als er verstarb werden am kommenden Mittwoch einen milden Prozess erwarten dürfen.
Indizen deuten inzwischen auf einen Selbstmord. So sprachen Kollegen von seinen Plänen des Ausstiegs. "Hansi wollte seinen letzten Tag beim Sturm absolvieren. Wir wollten ihn abhalten, aber er drehte nur seine Musik lauter und sprach von einem Drachen". Zitat des Kollegen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Tanz der Wespe (von Dark Territory)

Ich kann sie sehen. Sie sind überall um mich herum. Schnellen Schrittes hetzen sie durch die Innenstadt, halten krampfhaft an ihren Tüten fest und pressen sie eng an ihre Leiber. Es macht den Anschein, als würden sie die Tüten beschützen wollen. Es herrscht Angst.
Ich kann sie riechen. Ein Mann mittleren Alters geht an mir vorbei. Der Geruch von Schweiß und zu viel aufgetragenem Parfüm vermischt sich und erreicht meine Nase. Ich nehme einen tiefen Atemzug und verziehe kaum merklich das Gesicht. Es riecht nach Leben.
Ich kann sie hören. Die Einkaufstüten rascheln, während sie mit schweren Schritten den nächsten Laden stürmen.
Ein kleines Kind schreit. Die Mutter brüllt zurück. Der Vater steht mit rotem Kopfe da. Es ist laut.
Angst ist unser wertvollstes Gut. Es lässt uns aufhorchen und vorsichtiger werden. Angst weckt den Mut in uns.
Menschen, die sich vor etwas fürchten, sind die gefährlichsten. Doch gleichzeitig sind sie schwächer.
Durch Angst kann man einen Menschen brechen. Er wird gefügig und du hast die Kontrolle über seinen Willen.
Du hast Macht.
Diese Macht wird dich in einen Rausch versetzen, den du niemals vergessen wirst.
Kostest du ein einziges Mal davon, wirst du diese Droge immer wieder haben wollen.
Ich kostete davon und nährte mich von diesem Tage an von der Angst des Menschen.
Jeder Angstschimmer, der in den Augen meiner Opfer glimmerte, brachte mich der Ekstase einen Schritt näher.
Wie viele Male war ich schon im Rausch dieser Droge gefangen? 30- 40 Mal?
Ich weiß es nicht. Doch ich weiß eines: Ich brauche mehr Angst, um das Gefühl der Macht wieder zu erlangen.
Und wo herrscht größere Angst, als bei einer Massenpanik?
Ich schrecke aus meinen Gedanken, als ein junger Mann mich beim Vorbeigehen anrempelt.
Die Zeit ist gekommen.
Langsam führe ich meine Hand zum Gürtel, an der meine Pistole befestigt ist und streichle sie mit meinen Fingerkuppen. Meine gute alte SIG SAUER P226. Rückstoßlader, 9 mm Kaliber und eine 12 Patronen Magazinfüllung.
Ein letztes Mal atme ich tief ein, dann löse ich meine SIG SAUER vom Gürtel und visiere das Kind an, welches noch immer schreit. Tiefe Vorfreude macht sich in mir breit und ein Schuss löst sich.
Der Knall ist laut, doch er geht in der lauten Menge unter. Der Rückschuss lässt meine Arme etwas nach oben schellen und die Patrone erreicht ihr Ziel.

Ich kann förmlich erkennen, wie sich das Geschoss einen Weg ins Zentrum des Kopfes bohrt. Sehe, wie die Haut durchtrennt wird, das darunter liegende Fleisch zerfetzt und die Patrone schlussendlich im Gehirn stecken bleibt.
Blut spritzt der Mutter ins Gesicht, als das Kind nach hinten kippt. Stocksteif bleibst sie stehen, ihre Augen leer.
Sie kann das Geschehene nicht begreifen. Des Vaters roten Kopfe weicht die Farbe. Blass wird er, seine Augen weiten sich und der Mund steht im offen.
Nun verzerrt sich das Gesicht der Mutter. Fassungslosigkeit weicht der Angst. Angst um das Kind.
Sie kniet nieder, betastet das blutende Kind, doch es regt sich nicht. Die Mutter schaut auf ihre Hände, sie sind Blutdurchtränkt. Sie schreit. Tränen laufen ihre Wange hinunter und sie umklammert den leblosen Leib des kleinen Jungen. Immer wieder ruft sie seinen Namen, doch er wird sie nicht hören können. Der Vater steht noch immer reglos daneben, er steht unter Schock.
Die Menge ist stehen geblieben, schaut sich das Schauspiel aus nächster Nähe an.
Alles ist still, noch herrscht Ruhe.
Auch sie haben noch nicht realisiert, was gerade vor sich geht.
Das gesamte Bild, welches sich mir gerade bietet, erregt mich. Ich spüre, wie sich das Blut in einer bestimmten Region bei mir sammelt und wie sich mein Hosenstall immer mehr ausfüllt.
Ich keuche vor Lust, nachdem die Mutter erneut aufschluchzte und Verzweiflung in ihren tränenverschleierten Augen schimmerte.
Das turnte mich noch mehr an, als ich es mir erhofft hatte.
Nun schien auch die Menge aus ihren Beobachtungen aufzuwachen und Panik macht sich breit.
Eine Frau, welche nur wenige Meter von der Familie steht, schreit auf und läuft panisch weg.
Es sieht aus, als würde ein Ruck durch die Menge gehen, denn plötzlich herrscht ein wildes durcheinander und Schreie bahnen sich ihren Weg an mein Ohr. Die Menge setzt sich panisch in Bewegung.
Eine Frau mittleren Alters wird zu Boden geschupst, Passanten trampeln unabsichtlich auf sie herum, keiner hilft ihr auf. Als ein riesiger Fleischklotz, der wohl eindeutig zu viele Burger in seinem Leben gesehen hat, auf ihr Gesicht tritt, verstummen ihre nicht gehörten Schreie und eine Blutlache breitet sich unter ihrem Kopfe aus.
Als ich meinen Kopf zur rechten Seite drehe, sehe ich dasselbe Bild.
Überall herrscht Panik.
Ich breite meine Arme aus und drehe mich langsam im Kreis. Ein paar Male werde ich angerempelt, doch es stört mich nicht. Ich schließe die Augen und spüre den Wind auf meiner Haut. Ich höre die Schreie, spüre die panischen Bewegungen und kann die Angst beinahe schmecken.
Die Lust breitet sich überall in meinen Körper aus, die Macht umhüllt mich.
Ich verdrehe genüsslich die Augen, als ich komme und sich das warme Sperma in meiner Hose breit macht.

Ungesehen entferne ich mich und ein Grinsen legt sich auf mein Gesicht.
Niemand achtet auf mich, da sie alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.
Egoismus gepaart mit Angst, war des Rätsels Lösung. Das war die Formel für alles. So erschafft man das perfekte Chaos. Und es wird sicherlich nicht das letzte Chaos gewesen sein.
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Eine gute Geschichte hat keinen Anfang und auch kein Ende. Genährt wird sie durch die Fantasie des Lesers. Ist die Fantasie grenzenlos, so hat auch die Geschichte keine Grenzen. ~ Dark Territory

Dienstag, 22. Oktober 2013

Kommando 14

Die Sonne scheint aus dem Erdloch heraus. Am Himmel kreisen 6 Wünschelruten, nein es sind 5 und ein Stock der sich wohl verflogen hatte. Wenigstens regnet es nicht wieder seitwärts, vorallem keine Entenflügel statt Regentropfen. Ich lehne an einer Heizung die Äpfel an ihren Ästen hat. Äpfel die nicht zum essen sondern zum verzweifeln sind. Fasst man sie an ohne zu denken, explodieren sie und Türklinken flattern wie Schmetterlinge aus ihnen heraus. Nur im Falle der Verzweiflung sind sie zu pflücken, jedoch bewirken diese, dass sie kurz nach dem sie von den Händen oder Ästen, was auch immer die Halterung ist, gepflückt hat man sie sich gegen die Stirn schlägt und sich an einen anderen Ort wieder findet.

Die Tiere hier haben kein Fell, sie sind mit Wasser überzogen. Keine bekannte Tierrasse ist auch nur annähernd bekannt. Aber auch der Boden hat ein ungewohntes Gefühl. Ich habe oft genug versucht die Luft anzuhalten, aber da ist keine und ich sterbe auch nicht. Ich halte nun mal einen Tag die Luft an, nur um sicher zu gehen dass sich nichts ändert.

Ja ich kann sogar noch denken ohne Panik zu bekommen. Ich habe mir anfangs den Kopf zerbrochen, wortwörtlich. Ich schlug mir gegen den Kopf bis dieser Risse warf und ich mir Teile meines Schädels vom Kopf entnehmen konnte. Ich habe mich komplett auseinandergeworfen als eine Heizung, die auf einem Fahrrad rollte mir einen Apfel gegen den Schädel warf und ich in einem Karton saß. Zumindest waren die Wände aus Karton, ich konnte es durchschlagen aber außerhalb des Kartons waren nur Teppichfaser. Noch bevor ich .....

Einen Moment, ich bin zurück! Ein Bett, ein Kissen alles scheint normal. Da stehen Menschen um mich herum, aber ich kann nicht sagen was ich denke. Da ist meine Tochter, Laura heißt sie glaube ich, ich war mindestens ein Jahrhundert weg aber ihren Namen weiß ich noch. "Keine Heizung mehr". Das wollte ich gar nicht sagen, aber es kam aus mir heraus. Warum bewegen sich meine Augen nicht so wie ich es will? Wer ist dieser ...keine Ahnung Mensch in weiß. Und was meint er mit Medikamente. Ich will aufstehen, aber werde gefesselt. Meine Arme sind aufgebissen. Jetzt schmecke ich mich selber. Habe ich an mir selbst genagt? Laura lauf nicht weg, warum weinst du? Kannst du mich nicht hören. Und diese Spritze in den Medikamentenmenschen seiner Hand ist wohl zu seiner Beruhigung. Ach wie schön, er gibt sie mir und alles wird wieder schwarz.

Ein Strand aus Quarksahne, aber das Wasser ist Wasser. Aber es steht still wie in einer Badewanne. Nur hier kann ich klar denken, was war nun eben mit diesem Bettszenario. Ich habe nur die Hälfte meiner Wahrnehmung nutzen können?
Ich komme einer Verschwörung auf die Spur. Ja, ein Attentat auf meinem Gehirn!

Ich wurde vom neuen Arzt wegen meiner Erkältung unüblicherweise in dieses Spital gebracht. Man behielt ich dort für einen Tag, als meine Frau weinend hinter einer Glasscheibe mit dem Kopf nickte. Ja genau, der Doctor sprach etwas von verrückt. Ich glaub er meinte mich. Aber zu dem Zeitpunkt war ich es noch nicht. Ich war seit der Einlieferung betäubt, unter Drogen. Am ersten Tag war noch alles normal, bis meine Frau mit dem Kopf nickte und ich diese Pillen bekam. Seitdem war ich nur noch in einer Wahnsinnswelt.

Ich bin mir sicher mit diesen Medikamenten wollen sie mich nicht heilen. Nein, diese sind dafür da damit Patienten schön die Stiftung finanzieren. Sie machen sie mit Fehldiagnosen Gehirntaub und stempeln sie als Wahnsinnig ab. Das ist es! Es gibt keine Verrückten. Nur die, die Verrückt gemacht wurden.
Wenn ich hier rauskomme dann ....

Ich komme hier nie wieder raus. Ich werde wohl permanent mit Medikamenten betäubt bis mein ich in mir gefangen ist für immer. Vielleicht verschwinde ich auch. Ich muss mich da durchbeißen. Beißen. Ich beiß mir die Arme auf damit sie sehen dass ich hier drin bin. Es ist die einzige Möglichkeit, mein einziges Werkzeug. Ich hoffe Laura findet mich. Wer auch immer Laura ist. Was ist das auf meinem Hals. Oh Schädelstücke. Und was sind das für Greifwerkzeuge vor mir. Ah das sind Arme, die legen wir mal beiseite und setzen diese Murmel auf meinem Hals daneben. Ha, die Murmel hat mein Gesicht, nur die Augen fehlen. Man könnte meinen ich würde mich zerlegen, dabei nehme ich doch nur die Dinge von mir die ich nicht kenne.
Schau mal da, eine Heizung auf dem Fahrrad. Wofür so eine Heizung gut ist. Was ist eigentlich ein Fahrrad. Und da kommt ein Apfel auf mich zu, ich sollte den Mund diesmal öffnen.

Montag, 21. Oktober 2013

Bitte sprechen sie nach dem Piepton des Hirnversagens

Viele haben ein herausragendes Talent. Sie können singen, unglaublich schnell rechnen, aus dem Nichts ein Kunstwerk erschaffen oder sogar Leute manipulieren. Bei manch anderen wiederum ist das Talent verborgen, man bekommt davon nichts mit, da sie dieses nicht für öffentliche Ergüsse präsentieren. Und so einer bin ich.
Meist nehme ich mein Adressbuch und rufe Personen an.
Gestern zum Beispiel Stefan B:
"Hallo wer ist da?" sprach Stefan. "Hab ich dir nicht gesagt du sollst nicht kiffen wenn wir im Urlaub sind?", brüllte ich.
"Vater wie .... was warum ich kiffe doch nicht!", man hörte die Lüge deutlich am zittern. "Und in der Chipstüte unter deinem Schreibtisch ist wohl kein Gras, dass du unter deinen Freunden aufteilst was? Lüg mich nicht an! Das ist das letzte mal das wir miteinander reden", ich machte eine Pause und atmete dabei sehr schwer. Mit einem sehr theatralisch verzweifelten Klang in der Stimme setzte ich fort:
"Mein Sohn, deine Mutter und ich haben beschlossen dich zu enterben und hier auf Ibiza uns heute Nacht das Leben zu nehmen. Also Fick dich".
Bevor er etwas sagen konnte legte ich auf.
Natürlich wusste ich von seinem Grasversteck, ich hab ja schließlich mitgekifft. Aber was mich wundert ist, dass er sich nicht einmal 30 Minuten nach dem Anruf schon umgebracht hat. Mit dem Gewehr seines Vaters hat er sein Hirn im Kleiderschrank an die Wände geschossen. Im Kleiderschrank! Was für ein Idiot stellt sich in einen Kleiderschrank wenn er sich das Leben nimmt?
Wie kann man nur glauben, dass man sich im Urlaub umbringt und davor seinen Sohn anruft und ihn dann noch mit einer Beleidigung zurücklässt?

Ich liebe mein Talent, mein Talent die Stimmen verschiedener Menschen am Telefon bis ins Detail zu immitieren.
Ich wäre ein toller Synchronsprecher.  Aber das kann warten. Ich habe nicht mal wirklich Lust, meine Stimme für Figuren zu verschwenden die fiktiv sind oder einem geschriebenen Handlungsstrang folgen. Ich könnte nicht einen vorgegebenen Text herunter leiern. Ich liebe die Improvisation. Ebenso Liebe ich das spielen mit Gefühlen anderer. Die gesamte Schulzeit wurde ich verspottet, geschändet und erniedrigt. Ebenso verfolgt, gejagt und verprügelt. Ich gehöre zu den schwachen die kein wirklich tolles optisches Bild bewiesen. Nach der Schule verschwanden die Pickel, ich schnitt meine lockigen Haare kurz und hätte gute Chancen im jetzigen Weltbild akzeptiert zu werden. Aber ich vergesse nicht was man mir antat. Ich vergesse nicht was sie mir antaten.
Und nun werden sie dafür büßen. Mit Stefan habe ich ganze 9 von 39 in den Wahnsinn getrieben. 39 Personen einschließlich den 3 Lehrern, die es nur belächelten oder wegschauten wenn eine Person das leidliche Opfer seiner Mitschüler wurde. 
Die Tür klingelt, wird wohl Jack sein. Jedoch sollte man nie zu vorsichtig sein. Manchmal ist eine rachsüchtige Ex-Freundin es, die gerade zu überraschen weiß.
Ein Blick durch das Bullauge und mein Verdacht bestätigte sich, zum Glück. Ein breites Grinsen in Fischoptik. Das ist Jack. Ich öffne die Türe wortlos. Jack der Grinsemann bringt drei Kartons Pizza und eine Tüte voller Geld.
"Wahnsinn Diggah, wir haben dank diesen Tod gerade genug Geld um zwei Playstation 4 zu kaufen!".
Jack war ebenfalls einer der Geschändeten. Er treibt den Profit durch mein Talent. Seit dem 3. Mord begann er Wetten mit den verbleibenden, sowie mit ehemaligen Schülern aus Parallelklassen zu vereinbaren. Wer stirbt als nächstes? Und natürlich gewinnt entweder er oder jemand aus den andern Klassen den wir mit 40% einweihen. Wir drohen diesen natürlich mit dem Tod damit er nicht plaudert.

"Wen nimmst du dir als nächstes vor? Thomas? Serkan? Michael?" fragte Jack freudig.
"Michelle B." antwortete ich ruhig. "Michelle? Aber die war doch gar nicht in unserer Klasse." Ich grinste, "Die Schlampe wollte mir keinen blasen. Außerdem würde dies das Muster der Morde etwas zerstreuen für die Polizeiarbeit". Jack nickte.

Nachdem wir gezockt und gegessen hatten, packte er seine Sachen und ging los um emotionale Informationen über Michelle herauszufinden. Heute plaudert ja so gut wie jeder seine Leiden gleich aus. Jack hat das aus Filmen gelernt. Meist sind es die Mädels die nur in einer Mädelsgruppe umherwandern. Es gibt immer die eine, die eher gezwungen dabei ist. Ihr Vertrauen muss man wecken. Und unter Alkoholeinfluss ist das ganze auch noch leichter. Man sollte nur immer schön anständig sein. Einfacher ist die Recherche im Internet. Hier kann man allein schon bei Facebook, nachdem man angenommen wurde mehr erfahren als die Person Unbekannten Menschen mitteilen würden. Sie sind sowas von naiv.

Am Sonntag werden wir 40€ auf Sascha wetten. Er arbeitet bei der Telefonseelsorge. Sascha hat vor kurzem seine Eltern verloren. Sie waren 2 der 3 Lehrer. Damit fing die Serie an. Sie wurden angerufen ein vermutliches Erbgrundstück zu beobachten. Unglücklicherweise waren sie nicht bedacht, die Reifen des Motorrads auf ihren festen Anzug zu kontrollieren. Bei Tempo 130 löste sich der Vorderreifen und beide starben mit den Körpern geplättet unter einem Autotransport-LKW.
Seit diesem tragischen Unfall wohnt Sascha bei seiner Freundin, die vor dem Unfall nur seine beste Freundin war. Es hat sich so ergeben. Es ist seine erste Beziehung und alles was er noch besitzt. Ohne sie hätte er alles verloren was ihm lieb ist.
Ich werde seine Freundin immitieren. Ich bin mir sogar sicher sie würde in ein paar Wochen sowieso ihn verlassen. Aber sie wäre gutherziger als ich. Freundschaftlich eben.

Vor dem Polizeibesetzten Haus von Stefan fährt ein Volvo vor. Das müssen Stefans Eltern sein. Sie haben noch nicht mal eine Ahnung was geschah. Sie werden sicher vermuten er wurde wieder in irgendeine dumme Scheiße hineingeritten. Es wird Zeit, dass ich mich dazu stelle und ihnen vorgaukel wie Leid es mir tut. Was er für ein guter Freund war. Vielleicht darf ich einen Blick in den Schrank werfen. Ich will den Schrank haben. Ich gab mein Blut seiner Faust, ich will mit meiner Faust nun das zerschlagen, woran sein Blut klebt.
Mein zweites Talent ist das Schauspielern. Ich denke kurz an die Empfindungen an Kindertagen und schon habe ich ein Gesicht wie 20 Tage Regenwetter. Ja, der Spiegel kann nicht lügen.
Vorhang auf für mich, den Boogieman des Telefons.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Einen Frühling lang

"Ich will jetzt nicht reden!"
Das Klopfen, dass sie seit einer halben Stunde ausübt ist unerträglich. Es gibt grad nichts zu reden, ich will alleine sein. Alleine mit unserem Apfel. Der Apfel der für uns steht.
Ich bin nicht der Kerl der seine Freundin ignoriert wenn er am PC sitzt. Ich habe nicht mal einen PC. Ich besitze nur diese Wohnung mit dem Keller voller Nahrung. Dieser Keller ist kalt und nur der Apfel ist schön. Nicht mehr vom optischen aber er ist voller Erinnerungen.
Das Bild hier an der Werkbank, das war unser erstes.

Ich saß nahe des Theaters, das ist ein paar Wochen erst her. Überall verstreuten sich Päärchen, was wohl für den späten Frühling spricht. Die Wiese duftete so wundervoll und ich las das Tagebuch meines Urgroßvaters. Das Buch konnte ich auswendig, es steht eigentlich nichts besonders drin. Jedoch ist gerade diese einfache und simple Liebe zu normalen Dingen die damals nicht gerade wenig waren etwas, das mich in den Bann nimmt. Die Päärchen merkten es nicht, das Gras war frisch und lebendig, die Luft hatte ein Aroma von Bergluft. Zufriedenheit um mich herum.
Und dann tauchte Laura auf. Laura ist ein Mädchen das von so ziemlich jeden Kerl angegraben wird. Sie war mir egal, mir war relativ viel egal. Jedoch ging sie zielstrebig auf mich zu.
Ungeahnte Gefühle kamen in mir auf, wie sie forsch und leicht tanzend den Weg direkt zu mir nahm.
Je öfter ich mich umsah ob sie vielleicht nur jemanden in meiner Nähe näher kommen wollte, desto mehr verbreitete sich ihr Grinsen.

"Hi, was liest du da?" sagte sie nachdem sie sich ungefragt neben mich setzte und ihr Haar leicht meine Schulter streifte. "Nur ein Tagebuch aus der Kriegszeit. Nichts besonderes. Willst du nicht lieber einkaufen gehen?". Sie lächelte, das merkte ich. Ich schaute sie dennoch nicht mehr an und starrte auf eine Zeile in Opas Tagebuch: Und dann kam die Sonne, eine fröhliche tanzende."Ne doch nicht alleine. Mich nerven grad alle Menschen". Und dann nervt sie mich, super. Ich bin das Objekt ihrer Rache zu anderen. Na danke.

Sie öffnete ihre Tasche und holte einen Apfel hervor. In diesem Moment habe ich mich verliebt. In die Form, die Farbe, die Oberfläche. Und auch in Laura. "Willst du?" Ich nahm den Apfel an und fing an vor Freude zu weinen. Laura nahm mich in den Arm und sprach mit einer Babykätzchenstimme "oh, wie süüüüüüüüß".
Den ganzen Tag erzählte sie mir von sich, wie sie ständig Typen abservierte die sie nur Behandelten wie ein Objekt. Dass sie einen Kerl suchte, der auch genießen kann ohne zu verlangen. Ich hielt den Apfel in meiner Hand, leicht fest. Ich spürte meinen Puls unter der Haut dieser Hand. Kurzzeitig dachte ich dieser gehört zum Apfel.
Wir küssten uns beim Abschied und waren ein Paar. Dort schossen wir auch dieses Foto über meiner Werkbank. Seitdem ist der Apfel unser Symbol. Das Symbol unserer Liebe.

Nach nicht mal 3 Tagen zog Laura zu mir. Sie hatte nicht mal gefragt, sie kam erst mit ein paar Klamotten, dann mit Möbeln und jetzt saß sie dort wo ich saß. So muss ich also aussehen wenn ich da sitze. Eine neue Erkenntnis. Wir küssten uns eine Weile aus Langeweile. Wir wussten ja sonst nichts miteinander anzufangen. Ich ging kurz in den Keller um den alten Schnaps meines Opas zu holen. Dort lag der Apfel. Ich erstarrte, seine Schönheit war unantastbar. Ich liebte ihn.
Nachdem wir 3 mal Sex hatten wurde mir wieder langweilig, sie jedoch schlief auf dem Boden nackt ein. Ihre geröteten Stellen erinnerten mich an den Apfel. Ich ging zurück zu ihn. Sie ähnelten sich sehr. Ich beschloss ihn an die Pinnwand der Werkbank mit einen Nagel zu befestigen und zu beobachten. Zu beobachten wie lange diese Liebe hält.

2 Tage später hatte Laura Depressionen. Kann ich ihr nicht verübeln, sie macht alles nur aus Langeweile schätze ich. Ich würde mich nicht um sie kümmern sagt sie. Ich versuchte zu Lächeln, sogar zu lachen. War wohl die falsche Reaktion, ich kenn mich mit solchen Situationen nicht aus. Aber irgendwas ist faul.
Ich ging in den Keller zum Apfel und in der Tat, leicht unten wurde etwas faul. Sind Laura und der Apfel eins? Ich musste das beobachten.

Tagsdrauf war Laura in der Schule, danach gingen wir zu ihren Eltern. Ich sollte mich ihnen vorstellen. Ich winkte verlegen als sie vor mir standen und sagte "Hallo Papa Laura und Mama Laura". Ihr Vater lachte, ihre Mutter sagte "oh, wie süüüüüüß komm rein". Eindeutig ihre Eltern, also keine Schwiegereltern. Beim Abendessen erzählte Laura nur von sich und bei jeder Frage die sich um mich handelte sprach sie für mich. Manchmal übertrieb oder log sie in den Aspekten. Ich ließ sie dennoch reden und nickte.
Hier sind keine Äpfel, ihre Eltern lieben sich wohl nicht. Wahrscheinlich alles aufgrund von Geld. Kinder machen Geld, sowie Heirat. Das muss so passen. Das Geld ist ihr Apfel.
Die Falten im Gesicht ihrer Mutter erinnerten mich an etwas. "Ich muss jetzt gehen, tut mir Leid". sagte ich und ging ohne weiteres wieder Heim.
Der Apfel begann Falten zu werfen, wie ihre Mutter. Ist unsere Liebe schon so alt, dass ich ihn gegen Geld eintauschen müsse? Ich verriegele die Tür und beginne nun meine Beziehung zum Apfel zu erhalten. Zum Schutz von mir und ihm und für Laura, glaube ich.

Im Laufe der Zeit wurde der Apfel braun, faltig und verlor ein wenig an Halt. Er glänzte war sah aber nicht mehr so frisch aus wie früher. Eher traurig, er wirkte beinahe verzweifelt. Genau wie Laura, die mich in der Wohnung suchte und nach mir rief. Laura machte meinen Apfel schlecht, diese Schlampe. Ich streichelte meinen Apfel und wünschte ihn eine gute Nacht. Dann schalte ich das Licht aus und starrte in die Dunkelheit bis ich einschlief.
Heute morgen knipste ich das Licht an. Da waren kleine Fliegen zu Werke die meinen Apfel befallen! Ich zupfte alle einzeln Weg und dachte dabei an Laura. Vielleicht schwärmen schon wieder andere Männer um sie, Männer die ihre Frucht ausnutzen. Nachdem ihr nerviges klopfen verstummte und ich die Eingangstür hörte ging ich langsam nach oben.
Nun stehe ich am Fenster und beobachte sie, wie sie auf der Straße mit fremden Männern redete. Sie umarmte sie länger als sie mich je umarmte. Aber sie kennt sie doch nicht? Sind das Fliegenmänner?
Ich werde sie nicht einzeln von ihr Pflücken. Nein, sie kann sich selber wehren. Nicht so wie mein Apfel.
Also gehe ich wieder hinunter und schaue ihm bei seinen Kampf zu, ich hoffe er wird wieder gesund.


Die folgenden Tage waren eine Qual.
Erst wurde die Form des Nagelapfels länger, dann tauchten Würmer und Maden aus seinem inneren auf. Da er ziemlich haltlos war wollte ich nicht schuld sein, sollte ich ihn verletzen. Ich verzweifelte leicht. Die Maden haben von ihm Besitz ergriffen. Die Würmer stachen immer wieder in ihn ein. Ich ertrug es nicht, ich musste mich ablenken.
Ich ging nach oben und erwischte Laura mit den Zwei Fliegenmänner auf meiner Couch. Sie haben sich zu Würmern entwickelt.
"Es ist nicht so wie es aussieht!" Schrie sie urplötzlich. Stimmt sie sieht nicht wie ein Apfel aus, und die Kerle haben keine wirklichen Wurmmerkmale.
Ich drehte mich also um und ging wieder zum Apfel.
Ich wusste nun das Laura an allem Schuld war. Sie stand zwischen mir und den Apfel. Sie schrie herum und die MadenMänner gingen anscheinend wieder aus dem Haus.
Nun kam Laura zum ersten mal in meinen Keller und sah mich und den Apfel. Ich versuchte zu lächeln, wusste aber dass ich ihr einen erbosten Blick zu warf.
Sie dachte jedoch es wäre wegen den Madenmännern.

Nach unzähligen Tut mir leids, die ich ignorierte, kam sie einen Schritt näher. "Fass bloß nicht meinen Apfel an!". Sie erschrack ein wenig. Hab ich sie getroffen, ja, ich bin ihr von Anfang an mit dem Apfel fremdgegangen. Das hast du davon du Madenkönigin.
"Deinen Apfel? Das war mal unser Apfel?". In ihren Ton lag leichte Empörung.
"Unsere Liebe war das, aber mein Apfel!" sprach ich kalt dem Apfel zugewandt.

Es klatschte und knarzte als sie gegen den Apfel mit flacher Hand schlug. Der faulig breiige Apfel zerplatzte und die Maden wuselten im Fruchtfleisch. Ich und Laura schrien gleichzeitig. Ich, weil sie unsere Liebe zerstörte, sie, weil sie den Nagel nicht bedachte der nun aus ihrem Handrücken nagte.
"Ist es der Apfel gewesen der daran Schuld war? Ich habe ihn dir geschenkt, er war ein Zeichen für uns! Was bist du nur so fanatisch auf ihn? Du hast ihn mehr Beachtung geschenkt als mir wie mir scheint. Ist dir nicht aufgefallen dass ich mir Sorgen mache? Ich liebe dich doch!"
Nun kam ich ins grübeln, was wenn sie Recht hat und mich wirklich lieben würde? Vielleicht hat der Apfel ja die Madenmänner geholt und mich nur verführt. Vielleicht war es der Apfel der mich beinahe hypnotisierte. "Diese Apfelschlampe" schrie ich und fegte die Überreste vom Tisch.
Dann schaute ich in die verzweifelten Augen von Laura. "Keine Sorge, jetzt bist nur noch du mein Apfel". Ihre Freude war ihr deutlich anzusehen. Aber das war auch das letzte mal dass ich sie mit diesem Blick sah.

Nun hängt Laura an der Wand, angenagelt an den Gliedmaßen und nackt. Ich musste sicher gehen, sie beobachten wie der Apfel. Ob unsere Liebe länger hält als die Zeit des Apfels. Wenn sie braune Stellen, oder Falten bekommt ist es vorbei. Ebenso wenn sie würmer bekommt oder Brei-Artig wird.
Ich konnte kein Risiko mehr eingehen.

Es ist nun der vierte Tag, an dem Laura geknebelt und angenagelt an der Wand hängt. Ihre Haut hängt langsam von ihr und die Knochen werden deutlich sichtbar. Ich schätze das ist menschliche Fäule. Ich werde sie morgen aufschneiden und nach Maden untersuchen. Sie ist alles was ich noch habe, und für sie zupfe ich die Maden einzeln aus den Körper. Denn sie ist mir mehr wert als der Apfel.

Freitag, 11. Oktober 2013

Anfängerpech

Meine Fahrkünste mit meinen Einkaufswagen sind einfach nicht zu toppen. So gekonnt wie ich in die Eingangstür driftete soll mir dies erstmal jemand nachmachen. Nun gut ein wenig mehr Ballance hätte dazu geführt, dass ich weniger an den Wänden hängen geblieben wäre. Aber ich kaufe schließlich zum ersten mal alleine ein.
Im ersten Gang in dem Menschen dicht gedrängt noch ihre Ware begutachteten raste ich blind durch. Ich brauch kein Brotkram oder Kekszeug. Ich will zu Wurst und Käse. Ich liebe die gezähmte Geschwindigkeit die ich bei dem ersten Gang erreiche bis zum Ende an dem ich stark abbremsen muss. Da, Käse und Wurst. Rein damit und weiter geht's.
So wendig wie ich mit meinem Wagen umgehe schafft das sicherlich niemand. Die Gänge sind glücklicherweise breit genug für meine Manöver. Durch rollen und in der vorbeirollenden Bewegung das nötigste an den Seiten greifen und bei mir einlagern.
Naja was heißt einlagern, ich werfe es einfach in mein Körbchen. Den letzten Gang kann ich nicht betreten. Ich habe wohl unbemerkt eine ganze Reihe umgeworfen. Anfängerpech.

Also preschen wir doch gleich mal zur Kasse. Klopapier und Parfüm kann ich auch an anderen Orten erwerben. Vielleicht sollte ich auch einfach mein Klopapier parfümieren und mich bei gebrauch damit einreiben (Natürlich vor der sinngemäßen Benutzung des Klopapiers).
Der Kassengang ist natürlich so eng, dass ich mit meinen Wagen kaum in einen Zug hindurchsausen kann. Womöglich ist das für Ladenflüchtige so gedacht. Dennoch kachel ich mit Tempo 20 in diese Parkbucht und bremse scharf. Die rechte Kasse stand zum Glück leer, sie sollte bald repariert werden.
Ich klettere aus dem Dachfenster und werfe meine Kaufgegenstände aufs Band, setze mich wieder auf meinen Sitz und warte wie am McDrive bis zur Zahlaktivität.

Die Kassiererin mag mich nicht. Vielleicht hätte ich sie nicht fragen sollen ob sie mir die Waren gleich in den Kofferraum meines Smarts legen kann. Scheiß Billigdiscounter, etwas ist da auch schon wieder zuviel.
Auf die Anforderung in Zukunft die dafür ausgelegten Wägen zu nehmen entgegnete ich mit der Begründung, dass daran kein Lenkrad versehen ist. Im Zuge dessen sind nicht mal Pedalen vorhanden die es ermöglichen sich durch die Gänge im Wagen sitzend sich bewegen zu können. Sicherheitsgurte sind nicht vorhanden. Weder Blinker noch Bremse. Und vor allem kein Radio.
Wenn die Polizei mich beim einkaufen in so einen Wagen sitzend anhält werde ich sicherlich mehr zahlen müssen als ich in dem Laden in einem halben Jahr ausgebe.
Und scheiß auf den Leihpreis von 1€, ich krieg ja nicht mal meine Waren in den Kofferraum gelegt.

Bequemlichkeit beim Einkaufen geht nun mal vor. Der Kunde soll sich wohl fühlen. Und nirgends fühl ich mich wohler als in meinem Auto. Auch wenn es der Wagen meiner Mutter ist und ich gar kein Auto habe. Da ich nun den Führerschein habe bin ich nicht mehr angewiesen zu laufen. Das nennt man Erwachsen sein.
"Nehmt euch ein Beispiel an den McDrive" brülle ich noch bevor ich durch die Eingangstür sause, die sich für meine Verhältnisse zu langsam öffnete.

Auf der Heimfahrt entdecke ich auf der Hauptstraße noch einige Menschen die mit den Einkaufswägen an der Ampel standen. Sie haben Paddel zur Fortbewegung. Die gab es letzte Woche wohl als Angebot. Billigkäufer überall, vermutlich auch um Sprit zu sparen und der Umwelt etwas gutes zu tun. Ich ramme den erst besten von der rechten Spur und kann im Rückspiegel noch erkennen wie sein Kopf am Bordstein aufschlägt. Die Rechnung darf ruhig der Discounter mit seinen dummen 1€-Wägen zahlen. Vielleicht gibt es ja bald Helme im Angebot. Für die Sicherheit der Kunden. Sicherheit vor mir.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Zaunkönig

Was für ein Schädel. Und dieses eklige Gefühl im Bauch. Nie wieder werde ich soviel trinken, ich schwöre es. Außer am Samstag, und vielleicht die darauffolgenden Wochenenden. Aber das war der Hammer gestern. Ich weiß wirklich gar nichts mehr.
Meine Eltern sind nicht da, es muss wohl Montag sein. Wahnsinn, ich habe den kompletten Sonntag verschlafen und erwache noch pünktlich zur Schule. Ich brauche nichts zu essen, mir ist kotzübel. Aber einen Fehltag mehr will ich mir nicht erlauben. Nicht vor den Ferien.

Der Bus ist schon abgefahren aber ich schaffe das auch zu Fuß. Aber rennen lasse ich lieber, meine Brust schmerzt so heftig, dass ich kaum laufen kann und ich bin schon seit dem aufwachen nassgeschwitzt. 5 vor 8. Na wegen 10 Minuten werden sie mir nicht den Kopf abreißen also kann ich auch gemütlich laufen.

"Sie habe ich hier aber gar nicht mehr erwartet Herr S." sagt Frau B. mit einem strengen Blick. Die anderen schauen leicht verwundert auf mich als wäre ich gerade unpassend hier.
"Hauptsache ich bin hier, tut mir leid das Wochenende war einfach zu hart".
"Sie sollten aber nicht hier sein". Ihr Ton gefällt mir nicht, ich lasse mich doch nicht herumschubsen nur wegen ein paar Minuten Verspätung.
"Muss ich denn jetzt zum Direktor und meine Verspätung beichten?". Ich frage dies mit einem versuchten Hundeblick, der zieht bei den Fotzen immer.
"Sie müssen gar nichts, haben sie überhaupt eine Ahnung was sie sind?".
Ich frage sie wie sie das meint.
"Alter", sagt Bernd der neben mir saß wobei jetzt Carina auf meinem Stuhl saß, "du bist am Samstag besoffen über die Brücke gestürzt und in den Zaunpfahl von Herr Gerold geflogen. Du bist tot!"

Eine kurze eigene Leibesvisitation bringt die Erkenntnis das ein Loch unterhalb des Brustkorbes herausklafft. Was ich für Schweiß hielt war Blut und Eiter. Man ich stinke.
"Sorry, ich war so dicht ich kann mich an gar nichts erinnern".
"Dann haben sie wohl auch vergessen zu sterben, was Herr S.?" sie lächelt, das bedeutet ich muss nicht zum Direktor. "Sieht so aus Frau B. Scheiß Alkohol, aber hey dann feiern wir meinen Tod am Wocheende Freunde". Nach kurzem Jubel der Klasse schubste ich Carina bei Seite und nahm am Unterricht teil.
Ich hoffe jemand hat das gefilmt, ich meine, meinen Tod. Ich kann mich gar nicht daran erinnern.
Man, immer wenn ich besoffen bin verpass ich das beste. Ich sollte am Wochenende weniger trinken.
An einem Arm ragt ein Krater,
ein Mahnmal aus Wahnsinn.
Gerade sichtbar doch fraglich
was daran normal war.
An Arbeit und sozialem
scheitert eine Wahrnehmung
aber abnehmen und angeben
ist keine Warnung vor allem.

Gezeichnete in Haut verfasste Schreie.
Die Tinte nährt die Fahrbahn
welche einmal um das innere Auge führt.
Eine Hirnwindung streckt sich nicht.
Die fingerlosen Arme kratzen schadhaft Striche in die poröse Schädeldecke.
Sie dienen dem zählen der Tage bis das pochen und stechen beginnt.
Nach dem klopfen folgt nicht die Stille nur das endlose Echo.


Katzengold

Dr. Phillips meint nun ich solle zu Gunsten der Therapie meinen ehemaligen Schulkollegen Martin aufsuchen. Er ist mein erstes Opfer gewesen, der erste an dem ich das quälen liebte. Wegen ihm begann geradezu meine Lust, meine maskuline Stärke und mein bösewirkendes Aussehen dafür zu nutzen, Angst und Schrecken unter den zarten zu verbreiten.
"Es wird ihnen helfen, ihre Aggressionen und Depressionen zu vertilgen, mit dem Menschen Frieden zu schließen dem sie das kindliche Leben vermutlich zur Hölle machten".
Ich denke da behält er Recht, ein gutes Gewissen ist die Vorraussetzung. Schließlich heirate ich in 6 Tagen Angelika, meine Hauptschulliebe. Die schönste von allen auf der ganzen Schule. All meine Konkurrenten hatten keine Chance, und werden sie auch nicht haben. Schließlich habe ich sie umgebracht. Jedoch zweifel ich an Dr. Phillips Meinung, Angelika würde mich aus Angst heiraten. Zwar habe ich ihr gedroht vor meinem Gefängnisaufenthaltes, aber da sie weiß, dass ich sie nicht umbringe solange sie mich liebt, wird sie mich auch lieben. Ich hoffe es für sie.

Martin war dieser auffällige kleine Streber, mit dem strohigen Haar und der Brille. Seine Statur wirkte immer wie ein nie wachsendes Baby. Kurze Arme, kurze Beine und dürr wie ein Stock.
Ich erinnere mich noch an die Geburtstagsparty von Lisa, bei der ich in den Pool ihres Vaters schiss. Die Schwimmwurst ließ ich Martin essen. Er bekam den Ärger als er daraufhin in das Wasser kotzte. Eine Suppe aus Schokolade und Cornflakes direkt auf dem Wasser. Es war Kunst aus seinem Mund.
Ebenso unsere ersten Disconächte, in denen ich Martin jedesmal in die Toilette tunkte bis er das Urinal sauber leckte. Ich mochte ihn irgendwie, er wehrte sich niemals sondern gab sich dem hin.
Selbst beim Ausflug ins Schullandheim hatten wir einige Fäkalspäße für Martin übrig. Wir schissen in sein Bett, putzten seine Zähne mit einer Klobürste, pissten in seine Thermoskanne und tauchten ihn in Kuhscheiße als die Lehrer weit genug vorran gingen. Martin hatte bei uns verschissen. Ich schätze aus ihn muss nun ein harter Kerl geworden sein. Ich empfinde leichte Reue ihm gegenüber, aber es war lustig.

Mühlstraße 45
Das Haus in dem er zu wohnen scheint, sieht ziemlich Omahaft aus. Alles ist so, kitschig und voller Katzen. So viele Katzen, ich habe bei 10 aufgehört zu zählen. Und glaubt mir, ich kann bis mindestens 36 zählen nur um das zu verdeutlichen. Grob heißt nämlich nicht dumm.
Ich spielte mit dem Gedanken den Scheißhaufen auf den Wegrand mitzunehmen, ließ den Gedanken jedoch schnell fallen. Schließlich tue ich das alles für meine Hochzeit. Ich bin ja auch erwachsen, und Erwachsene spielen nicht mehr mit Scheiße. Ich wünsche mir gerade wieder jung zu sein. Scheisse anzünden. Das wäre mir jetzt lieber als diese Auseinandersetzung.

So abwesend wie ich war merkte ich nicht, dass mein Finger die Klingel betätigt, schon mehr als 27 Sekunden. Die Tür öffnet sich und ein kleiner Junge mit einer Fischaugenbrille schaut mich von unten gelassen an. "Entschuldige kleiner, ist dein Vater zu Hause?"
"Der ist tot".
Wie einfach so gestorben? Er schafft es ein Kind zu zeugen mit seinem mageren Körperbau und stirbt dann? Wahrscheinlich ist er bei seiner ersten Ejakulation zusammengebrochen und seine Freundin hatte Mitleid und beließ es dabei schwanger zu sein.
"Martin ist also tot" säusele ich etwas kalt.
"Nein, Martin bin ich. Bist du das Sebastian?" sprach der Fingerhut vor mir.
"Ja lass mal rein kommen, ich hoffe du hast was zu fressen da sonst gibt's was".
Ich schubse den kleinen beiseite und setze mich gleich an einen Tisch, der wirklich schön hergerichtet war. So schaffte es nicht mal meine Mutter. Präzise lieb und simpel aber klassisch. Ich fühle mich kurz wie ein Kind das nach Essen ruft. Ich rufe nach Essen. Martin aber setzt sich nur dazu und starrt mich emotionslos an.

"Magst du was essen?". Er fragt mich nach dem ich danach rufe? Geistesabwensender Zwerg. Ich beruhige mich ein wenig in dem ich ein wenig die Tischdecke zerreiße.
Er ist wirklich nett, dafür dass ich wohl sein ärgster Feind war.

Martin kocht nun eine Suppe, ich rieche und erahne eine Knödelsuppe. Man, ich liebe Knödelsuppe seit ich aus dem Knast raus bin. Davor liebte ich nur alles gegrillte.
"Hier bitte" sagt Martin und stellte mir einen Teller mit sehr wohlriechender Suppe hin. Ich nahm den Teller in beide Hände und schlang alles herunter. "Mehr". Bekam ich. Toller Kerl, wie ein Haustier auf Knopfdruck. Ich überlege einen Moment ihn einfach in meine Bude zu stellen.

Nach dem dritten Teller exte ich den gesamten Topf und schluckte alles grobe in kurzen Zügen herunter. Mir wird leicht schlecht. Also ging ich eine Treppe nach oben und entdeckte ein Schlafgemach. Geil, es hat sogar eine Decke. "Weck mich nach dem ich aufgewacht bin kleiner" rief ich Martin nach unten, fiel ins Bett und schlief ein.

Mit einem mauen Gefühl kotzte ich auf meine Klamotten die ich danach auszog. Es war schwer zu laufen, alles drehte sich. Wahrscheinlich zu gut geschlafen. Ich ging, wie Gott mich schuf, herunter in die Küche und knallte meine Kotzwäsche Martin vor die Füße. Er hat sich Cornflakes gemacht, mit Schokostückchen. Mjammjam. Während er die Wäsche wortlos wegträgt, verspeise ich sein Frühstück. Er wird schon nicht von den Rippen fallen.
"Schön dass es dir schmeckt" sagt er, "Wenn du mal das Futter im Gefängnis Jahrelang gewohnt bist würde dir sogar Scheiße schmecken. Aber das würde ja dir besonders nichts ausmachen was mein Freund?". Er lächelt mich einfach nur an. Ich glaube er unterdrückt die Erinnerung. Ja, er hat wohl psychisch darunter gelitten die arme Maus.

Mein Magen rebellierte jedoch immer mehr, sodass ich Krämpfe bekam und bewusstlos wurde.
Soweit zu meiner Erinnerung von gestern. Jetzt liege ich gelähmt im Bett. Mir geht es beschissen. Aber Martin kümmert sich um mich wie eine alte Ehefrau um ihren im sterben liegenden Bett. Er ist mir nie böse gewesen scheint es mir. Jedoch bekomme ich ekel auf Essen, dabei liebte ich doch essen. "Hier noch ein paar Spezial-Cornflakes, du musst was essen sonst wirst du noch kränker Sebastian". "Nein!". Ich schlag ihm die Schüssel aus der Hand. "Ich hole dir neue und wenn du dich noch mal wehrst, dann schmeiße ich dich raus". Wow, was für ein ernster Ton. Der kleine hat was gelernt. Ich halt also brav meine Schüssel in der Hand während Martin unten Nachschub holte. Allerdings kommt er mit dem Katzenklo nach oben. Muss wohl ein Multitasking-Mensch sein. Katzenklo säubern und Essen holen. Er nimmt mir die Schüssel, schüttet die Flakes rein, dann stellt er die schüssel auf dem Boden und kurze Zeit später legt er sie in meine Hand. Dann schiebt er das Katzenklo beiseite. Ich würge das Essen schnell herunter als mir mein Gehirn eine Gleichung aufgibt. Wo hat er diese Fleischbröckchen in den Cornflakes her, die ich anfangs für schokolade hielt?

"Du, du hast nicht zufällig vor dich bei mir zu rächen oder Martin? Ich meine, für all das was ich dir antat. Oder?". So kenn ich mich gar nicht, ich stammel, das bin doch nicht ich. Verwirrt schlag ich Martin halbkräftig in die Fresse ohne einen Grund zu nennen. "Wofür soll ich mich denn rächen Basti? Ich weiß doch, dass gerade Rache eine Gegenrache hervorbringt. Es wäre ein Krieg und das will ich nicht"
Versteh ich nicht. Ich schlug ihn ratlos nochmal in die Fresse. Und dann noch mal weil ich nicht verstand warum ich ihn jedesmal schlage weil ich etwas nicht verstehe.
"Ich dachte nur einen Moment, du hättest mir gerade Scheiße in die Cornflakes gelegt. Das wäre aber schon krank nicht?"
"Nein Sebastian..." ich war beruhigt nach diesen Worten, "...das ist nicht krank. Natürlich habe ich dir Scheiße verabreicht. Ich ernähre mich seit Jahren davon." Ich will ihm in die Fresse schlagen, aber er zog Reflexartig seine Hand hervor und bändigte meine Faust mit einer ungewöhnlichen Kraft.
"Scheiße ist ökologisch, natürlich enthält sie viele Bakterien die einen krank machen, aber gewöhnt sich der Körper erstmal daran, wird er stärker. Er wird immun und kräftigt sich, verstehst du?"

Krank, der kann meine Faust halten. Egal was er gerade gesagt hat, der muss trainiert haben.
"Die Knödelsuppe war ebenfalls mit Scheiße angereichert. Nur falls du fragst. Und erst wenn du dich daran gewöhnt hast wirst du wieder gesund. Solange lasse ich dich hier". Er lässt meine Hand los, und geht wieder. Dieser kleine Spitzbub, beinahe dachte ich schon er wolle mich reinlegen.
Mir geht es geistig besser, irgendwie beginne ich gerade Martin zu mögen. Ich will wissen wie er trainiert. Dieser dürre Kerl steckt voller Wunder.
Ich werde ihn zu meiner Hochzeit einladen. Ich bin sogar der Meinung, er solle gerade zum Zeichen unserer Freundschaft eine große Torte bringen. Eine Schokoladentorte!
Ja das wird er tun. Mein kleines Knopfdruckhündchen. Endlich habe ich mal einen Freund der sich um mich kümmert. Wenn wir geheiratet haben, darf er bei uns wohnen, solange er unser Diener ist.
Aber erst einmal muss es mir besser gehen. Bald werde ich heiraten, und irgendwie schmeckt das Essen beschissener als das Essen im Knast.
Martin biegt das schon hin, das Scheißerchen.

Montag, 30. September 2013

Schöne Worte

Sie stellte sich zu oft vor wie es wäre ohne mich zu leben.
"Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist ohne dich zu leben".
Ihre Freiheit, ihre Ruhe, ihre Freunde, ihre Musik sind Dinge, die sie immer brauchte.
"Du bist alles was ich brauche".
Ihre Tätoowierung zeigte etwas besonderes für sie.
"Du bist für mich etwas besonderes".
Wenn sie etwas verlor, besorgte sie sich etwas neues.
"Ich will dich nie verlieren".
Kann sie ohne mich leben?

"Ohne dich...." begann sie, dann schubste ich sie aus dem Turm des Schlosses mit den Worten "Ich liebe deine Lügen".
Ich sah wie sie aufschlug und ihr Körper sich langsam in eine endgültige Position zur Ruhe setzte.

Ohne mich kannst du also nicht leben. Dennoch bin ich hier und wo bist du? Nicht am Leben.
Wie ich schon sagte, ich liebe deine Lügen.

Sonntag, 29. September 2013

Schlecht für mich

"Sie passt nicht zu dir, sie gibt sich nicht mal Mühe. Sieh es doch endlich ein".
Wer glaubt schon noch den Worten seiner Exfreundinnen wenn man verliebt ist. Und das bin ich. Dennoch ist sie schlecht für mich. Aber das versteht man nicht.
In der Schule mochte sie niemand. Sie schminkte sich nicht, zog sich nie so an wie es andere taten und war höchst langweilig. Sie redete ebenfalls kaum. Jedoch war ihr leerer toter Blick immer faszinierend für mich. Nachdem die Schule vorbei war fingen wir eine Beziehung an. Nicht weil wir uns liebten, sondern weil ich mich verliebte. Das ist kein wirklicher Grund aber es reicht aus. Sie hatte nie irgendwelche Einwände. Ich fühlte mich glücklich, denn sie war gut für mich. Wenn ich jetzt aufstehe, mir nur einen kurzen Happen aus dem Kühlschrank hole und sie sehe, wird mir schlecht. Sie ist wirklich schlecht für mich.

Nun das war jedoch in den ersten Jahren dennoch nicht gleich so. Sie schminkte sich weiterhin nicht, was für mich keinesfalls ein Grund war. Sie hatte auch keine Freunde mit denen sie weggehen konnte sie hatte nur mich und ich sie. Ich sorgte mich um sie und war glücklich wenn ihr Blick mich traf. Dieser leere verständnisslose Blick den ich so liebte. Erst nach dem dritten Jahr in dem ich meine Arbeit verlor und Sozialhilfe in Anspruch nahm entwickelte sich alles anders. Sie lächelte. Und das mochte ich nicht. Sie konnte doch nicht glücklicher sein als ich, mir geht es schlecht und sie lächelt.

Die Beziehung machte mich nach der Zeit fertig, teilweise blieb ich nachts einfach weg. Und am Morgen als ich, nur um zu schlafen, ins Haus kam erwartete sie mich und war froh. Mit diesem Lächeln. Ich hasste es, es war schlecht für mich.
Bis zu dem Tag als ich nach Hause kam und ihr leerer Blick sie wieder heimsuchte. Sie lag auf dem Küchenboden reglos, leer, tot. Ich verzieh ihr und war wieder froh. In Folge dessen kümmerte ich mich wieder um sie als hätte es nie einen Punkt des Zweifelns gegeben. Wie schön sie ihren Kopf schräg auf der Tischplatte liegen hatte und einfach leer und leblos gradeausstarrte als hätte sie einen unglaublichen Orgasmus überlebt.

Selbst die Bettgeschichten liefen wieder wie früher, allein die Arbeit sie in Position zu zerren rief eine unglaubliche Geilheit in mir hervor. Ihre kalte Haut beruhigte mich im Schlaf. Ich fühlte mich immer gut, denn es ging mir besser.

Aber nach einiger Zeit war die Ästhetik ihrerseits auch eine Qual für meine Augen. Zwanghafte selbstbeigebrachte Schminkversuche die ich aus Youtube-Videos von diesen Aufmerksamkeitsfotzen sah erbrachten keinen deutlichen Erfolg. Außerdem brachte auch kein Parfüm noch etwas ihren fauligen Geruch zu überstreichen wenn ich sie durch die Räume zerrte. Also teilte ich sie auf.

Nun war sie Omnipräsent verteilt. Auf dem Sofa liegen ihre Arme und Beine die ich um mich legte wenn ich fernsah. Ihr Kopf stand auf dem Küchentisch und der restliche Torso lag im Bett. Dennoch faulte sie weiter und verweste stetig. Der Haarausfall beim waschen war zudem enorm. Dauernd den Abfluss reinigen. Ich entschloss mich ihren Kopf in den Kühlschrank zu stellen, ihren Unterleib in die Gefrierkühltruhe zu legen. Schließlich hält auch essen länger wenn man es kühlt. Ihre Arme und Beine stopfte ich in das Astloch im großen Baum hinter unseren Haus.

Aber trotz all den Vorkehrungen wurde sie schlecht, wie vergammeltes Essen.
Ich habe heute morgen den Kühlschrank geöffnet und ihre Fäulnis hat sich auf das Essen abgelegt. Sie ist schlecht für mich. Ich werde sie mit dem Essen wohl wegwerfen müssen.

"I never knew how much you meant to me. I need you and when you go go go go... I know, It never Ends". Sugar Ray behält recht. Wenn es vorbei ist werde ich mich sicher wieder verlieben können.
Ich hätte auf meine Exfreundinnen hören sollen. Sie ist zwar nicht schlecht für mich gewesen, dennoch schlecht geworden.
Die einzige Frage ist: Kommt sie nun in den Biomüll oder in den Sondermüll?

Nur ein Fingerschnipp

Schnipp schnapp schnipp schnapp schnipp schnapp.
Karl schneidet die Karotten und er liebt das Geräusch. Schnipp schnapp. Er findet darin die einzige Harmonie. Gurken haben einen stumpferen Ton aber Karotten haben dieses herzhaft saftige. Schnipp schnapp.
Seit Lisa die Scheidung beantragt hat achtet er mehr auf Geräusche. Auf ihr Schnarchen, dass er nachts vom Wohnzimmer aus hört. Wie unrhythmisch sie doch ist. Er ist sich sicher, er hat einen Musikanten-Schnarchrhythmus. Taktvoll schneidet er seitdem gerne das Essen. Die einzige Freude die er noch hat wenn seine in der Scheidung stehende Ehefrau noch gemeinsam mit ihm in einen Raum ist. Schnipp schnapp.
"Das ist zuviel" schnaubt Lisa ihn von der Seite an und entnimmt ihn seine Freude. All die Karotten die er noch schnibbeln konnte. Er starrt auf sein Schneidebrett und auf die leere Hand, mit dem Ring am Finger. Schnapp.
Der Schmerz war erträglich, selbst sein eigenes Blut lässt ihn kalt. Da liegt sein Ringfinger nun, so stehen gelassen wie seine Liebe. Alleine auf einem Brett das mal eine Beziehung war. All die Freuden, die Karotten wurden ihn genommen von Lisa. Schnipp.
Finger haben einen neuen Ton. Der Knochen macht es schwerer das Fleisch zu durchdringen. Man muss schon beinahe ausholen. Karl starrt auf seinen Daumen. Der Dicke scheint sich sicher zu fühlen. Klack.
Mit einem wuchtigen schlag ist auch er ab. Karl dreht sich um und schüttet die drei Finger in den Suppentopf während Lisa gerade mit den Gewürzen zurückkommt.
Ein Schrei, ein stumpfer Aufschlag. Sie ist ohnmächtig. Karl schneidet ihr alle Finger bis auf den Finger an dem früher der Ehering war ab und schüttet diese in die Suppe. Dann legt er sich zu ihr auf den Küchenboden und fällt in eine Art Schlaftrance. Er ist sich dabei sicher rhythmischer zu schnarchen als die Atmung seiner bewusstlosen ehemaligen Geliebten.

Sie soll stehen

Der Wecker ertönt in grellen Tönen. Es ist 14 Uhr, und Mitternacht zum 147. mal. Ohne einen festen Schlafrhythmus würde ich vermutlich ebenfalls den Wahnsinn verfallen wie einst das schöne Mädchen aus dem Nachbarhaus. Es sprang in die Fluten und wird wohl wie viele andere an die Polkappen gezogen worden sein. Ich male mir oft aus was für ein Leichenmeer das nun am Nordpol sein mag. Bedenkt man, wie die Publikation der Menschen früher war: Überbevölkerung in vielen Ländern. Jetzt ist man sich skeptisch den Augenpaar entgegen, dass einem begegnen würde.

Ich habe gelesen, dass Urlaub eine Linderung der angestrengten Psyche ist. Urlaub ist schon ein Luxus. Urlaub ist eine Zeit in der man vorgesorgt hat und sich zurücklehnen kann. Das ist nicht mehr möglich selbst zur Nacht-Tag oder der Tag-Nacht-Wende. Ich bin erst 19 Jahre alt und genoss noch die Schulbildung bis zur 5. Klasse. Doch als die Panik das Land überzog waren selbst Ferien vergessen. Alles was ich nun lernte war das Überleben, überleben wie ein Raubtier in der Not. Konserven können dein Freund sein. Und sie sind mein Freund, mein einziger Freund.

Hätten meine Eltern mich aufhalten können, als ich von Bremen aufbrach so wäre ich sicherlich nun ebenfalls ein Aasgeier. Meine Erste Tag-Nacht-Wenden-Reise war mein Vorteil. Die Vorstellung gegen die Sonne zu laufen auf die Nachtseite in der sie nicht zu sehen war, das hätten Romantiker der früheren Zeit sicherlich schön umschreiben können. Aber bei den alten Fatzken drehte sich die Erde ja noch. Sie konnten bequem in den beruhigten Gebieten wie Europa wandeln und hatten einen Tag-Nacht-Wechsel alle 24 Stunden. Jetzt ist es eine Wende nach 149 Tagen wird der Tag zur Nacht und nach 216 Tagen die Nacht zum Tag. Die Sonnenhälfte leidet unter der Hitze des halben Jahres, die Ernte verreckt quasi. Eine wüste Stimmung in der Wüste während die Nachthälfte der Erde starke kälte vernimmt. Hier spürt man immerhin den Wind deutlicher. Ich mag die Nachtjahreszeit. Das schärft häufig die Sinne.

Nun hier in Archidona ist man vom Glück gesegnet. Da die Rotationskraft der Erde verschwand wendet sich das Wasser auch den Polen zu, wodurch die ehemaligen Wohlstandsländer überflutet wurden. Hier nahe des Äquator allerdings hat sich dadurch ein neues Festland gebildet über das man nun die Erde umlaufen kann. Man muss den positiven Aspekt sehen, man braucht keine Schiffe mehr.
Hätte ich genug Vorräte und auch den Mumm, so müsste ich nur runter nach Afrika laufen und dann immer den Äquator lang. Ich würde die übrigen Menschen besuchen die sich hier besser aufgehoben fühlen als die weggespülten Aasgeier. Das Schicksal hat es den Bewohnern Afrika gegönnt.

Aber wer überleben will muss sich um die übrigen Ressourcen kümmern. Ich würde Aasgeiern begegnen die mich berauben würden. Die jenigen die nicht rationieren sondern verschlingen was sie in die Finger bekommen. Das ist schrecklich. Zur Nacht-Tag-Wende kommt meine Freundin Melanie wieder. Sie reißt mit dem Wendeschatten über die Kugel. Ich habe mir vorgenommen ab dieser Wende sie zu begleiten. Es sind noch 69 Tage und ich habe beinahe genug Essen und Flüssigkeit gespart womit wir ein Jahr reisen können und Urlaub machen ohne ständig neue Quellen zu suchen. Der Tag an dem wir uns sehen ist ihr Geburtstag. Ich schenke ihr einen Jahresurlaub mit ihr. Sie übernimmt die Verpflegung und ich die Munition. Schließlich sind Aasgeier immer häufiger.

Wieder klingelt mein Wecker diesmal schaltet sich das Radio dafür an. "Haltet die Welt an, sie soll steeeeeeeeeeeehn". Ich feuer den Wecker gegen die Wand. Seit die Welt angehalten ist, wird Cassandra Steen gesucht. Sie ist eine Hexe, und ich hoffe für sie, dass ein Pinguin am Nordpol ihre Überreste aufgepickt und verspeist hat. Aber ich zweifel daran. Solange sie am Leben ist, so sagt man sich es, wird die Welt weiterhin stehen bleiben. Wenn diese Kultisten Recht behalten, dann wird bald ein Ruck geschehen und alles Normalisiert sich so wie es in den Büchern steht. Eine neue Weltzeitrechnung beginnt. Nächstes Jahr rüsten wir uns gegen die rückwirkende Flut sollte der Ruck nicht schon vorher eintreten. Aber das wichtigste ist für mich der Urlaub in 69 Tagen. Mastubieren tut weh in der Kälte, da ist Melanie hilfreicher jetzt nachdem die Nachbarin weggespült wurde.
Ich habe einen Steen-Ohrwurm und lege mich wieder hin. Scheiß auf Schlafrhythmus, die Welt hat selbst keinen Rhythmus. Vielleicht schläft sie ja auch nur einfach. Die Welt hat eine Wachstörung, sie sollte zum Arzt. Guten Schlaf.

Samstag, 28. September 2013

Dein Augenblick

Sie schminkt sich schon seit Monaten. Ob sie sich vielleicht selbst nicht leidet in ihrer reinen Form? Ich hoffe doch nicht. Ich habe schon vergessen wann und ob sie sich in den letzten Wochen auch mal abgeschminkt hat. Irgendjemand sollte ihr die Augen öffnen.
In den Boutiquen und Magazinen sucht sie immer wieder nach neuen Accessoires. Leute die ihr beim Einkaufen begegnen betrachtet sie mit ihrem Stil-orientierten Blick. Ob sie sich vorstellt wie die Person nackt aussieht? Oder wie sie sich fühlen würde wenn sie so aussehen würde? Warum betrachtet sie nicht mal die ungeschminkte Natur? Man muss ihr die Augen öffnen.
Rechnungen stapeln sich auf ihren Tisch genauso wie Abmahnungen. Sie hätte sich wohl konzentrieren sollen als es darum ging, wie man mathematische Zusammenhänge verstehen kann. Oder wie ein ordentlicher Satzbau aussieht. ""Du redest so abgefuckt Klugscheißer"" sagte sie mit zerhackten Akzent zu mir. Ich sollte ihr die Augen öffnen.
Seit ich sie kenne wohnt sie bei mir, besser gesagt, sie zog ein bevor ich sie jemals zuvor sah. Sie sprach von ""Ich brauch ma kurz Hilfe"". Mein Herz flatterte wie eine Schwalbe, als ich merkte dass endlich jemand mich braucht. Dass wir nie miteinander reden macht mir nichts, ich bin für sie da. Und dass sie ohne mich nicht klar kommt, weiß ich auch. Dafür bin ich ja da. Und ich werde ihre Augen öffnen.
In meinen Träumen rede ich mit ihr stundenlang darüber, was für Gedanken ich habe und dort ist sie so offen und teilt meine Gedanken sogar. Sie philosophiert mit mir auch über die Dinge über die man nicht in der Öffentlichkeit redet. Jetzt nichts böses, aber eben .... ja so Gedanken die jeder hat. Zum Beispiel wie ein schöner Mensch wohl aussieht wenn man ihn die Augenlieder abschneidet.
Doch sobald ich wach bin würdigt sie mir nicht mal einen Blick. Wenn ich von der Arbeit komme geht sie schon fort, Discos, Partys wo sie eben auffällt. Gestern kam sie mal wieder sturzbetrunken nach Hause und als ich sie fragte ob der Abend für sie schön war sagte sie nur ""Es jibbt nischtschwasch schöner issssalsich"" und stürzte sofort einschlafend vor mir aufs Sofa.
Ich öffne ihre Augen.
Sie starrt sehr leer an die Decke, ob sie von ihrer eigenen Schönheit geblendet ist sodass sie nichts mehr sieht? Ich werde ihr ein letztes mal helfen.
Ich sah sie heute morgen das letzte mal. Mir war klar dass ihre Augen etwas brennen würden aber dass es so stark wäre dass sie schreiend das Haus für immer verließ hätte ich nun wirklich nicht gedacht. "Ich habe dir die Augen geöffnet" konnte ich ihr nur noch mit ihren abgetrennten Augenliedern in der Hand hinterherrufen. Ich hoffe sie sieht das irgendwann ein.